Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/trafowerk-nuernberg-technologiezentrum-und-600-arbeitsplaetze-bleiben
17.05.2024, 03:05 Uhr

Trafowerk Nürnberg: Technologiezentrum und 600 Arbeitsplätze bleiben

  • 01.07.2005
  • Operativ

Kein Abschluss, der die Arbeitnehmer jubeln lässt, aber eine Perspektive für die Zukunft, so könnte man die Einigung beim Trafowerk in Nürnberg zusammenfassen. Eine Bestandsgarantie bis 2009 beinhaltet 600 sichere Arbeitsplätze und den Erhalt des Technologiezentrums.

Dass ein Standort, der bereits kurz vor der Schließung stand, wieder fit gemacht wird für die Zukunft, ist für den Standort Nürnberg PTD T jetzt entscheidend. Mit einer Bestandsgarantie und Zukunftssicherung bis 2009, der Ansiedlung neuer Technologien und insbesondere dem Verbleib des Technologiezentrums als integralem Bestandteil des Werks sowie 600 Arbeitsplätzen, die man am Standort festgeschrieben hat, kann man wieder in die Zukunft blicken. Das Technologiezentrum bleibt in Nürnberg, das ist auch über den Ergänzungstarifvertrag abgesichert und wird sicherlich eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, in den nächsten vier Jahre wieder technologisch an die Spitze vorzustoßen.

Es ist jetzt auch wichtig für die MitarbeiterInnen, dass sie sehen, dass es mit dem Standort weitergeht. „Die 800 kV HGÜ-Technik, die im Trafowerk angesiedelt wird, ist einzigartig auf der Welt - damit könnte man sich eine führende Position im Bereich Trafowerke erarbeiten“, meint Dimitri Kuhn, der als Betriebsratsvorsitzender maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt war. Deshalb werden auch die 44 Stunden Qualifizierungszeit, die in der Einigung festgeschrieben sind, mit Sicherheit genutzt, davon ist Dimitri Kuhn überzeugt. Die Investitionen in den nächsten 2 Jahren umfassen die Ertüchtigung von Prüffeldern sowie das Erarbieten neuer Technologien und Arbeitsprozesse. Insgesamt werden 10,8 Millionen Euro investiert, gleichzeitig wird das Werk um 5 Millionen Euro entlastet, in Form von bisher gezahlten Umlagen, die entfallen.

„Die Einkommensverluste tun weh, aber wir haben sinnlose Opfer der Beschäftigten für die Siemens-Konzernkasse verhindert“ äußerte sich Werner Neugebauer in einer Pressemeldung zum Abschluss. Denn gleichzeitig wird in die Zukunft des Werkes investiert - sonst hätte es den ganzen Abschluss nicht gegeben. Udo Diehl, Betriebsrat und stellvertretender VK-Leiter hat sich bei den KollegInnen im Betrieb umgehört: „Die Kollegen sind größtenteils zufrieden nach dem Motto: Hauptsache, das Werk wird nicht zugemacht. Denn schließlich gab es von der Geschäftsleitung nur die Wahl zwischen 188 Kündigungen und einer Kündigung für alle Mitarbeiter in der Form, das Werk zu schließen.“

Der Abschluss beinhaltet den Abbau von 188 MitarbeiterInnen. Für sie ist eine Beschäftigungsgesellschaft (beE) eingerichtet worden. Spezialbedingungen gibt es für MitarbeiterInnen mit besonderem Kündigungsschutz, also etwa langjährige Beschäftigte von Siemens. Der besondere Kündigungs- und Jubilarsschutz wird nicht angetastet. MitarbeiterInnen, die unter diese Regelung fallen, scheiden ausschließlich auf freiwilliger Basis aus und erhalten nicht nur höhere Abfindungen (zum Beispiel alle MitarbeiterInnen ab 50 bekommen pro Jahr, das ihnen noch bis zum frühestmöglichen Renteneintritt fehlt, ein halbes Monatsgehalt ausgezahlt), sondern können auch zirka zwei Jahre (statt einem Jahr) in der BeE nach einer neuen Stelle suchen. Diese Zeit wird auch als Betriebszugehörigkeit bei Siemens gerechnet, da es sich um eine siemenseigene Beschäftigungsgesellschaft handelt. Der Vorteil: Auch bei Betriebsrente etc. zählt diese Zeit voll mit.

Betroffen sind vom Abbau überwiegend FacharbeiterInnen, aber auch Vertrieb und Kaufleute. Durch die starke Siemens-Präsenz in der Region mit 33.000 Stellen im Großraum kann man hoffen, dass mithilfe der BeE, die entsprechende Kontakte zu den Siemens-Standorten unterhält, für einige von den betroffenen Mitarbeitern eine neue Stelle gefunden wird. Für die am Standort verbleibenden MitarbeiterInnen gilt die Beschäftigungsgarantie bis 30.9.2009.