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17.05.2024, 08:05 Uhr

Unternehmenskultur: loben lernen

  • 02.03.2007
  • Allgemein

Wie viele Mitarbeiter haben wirklich Spaß an ihrem Job und sind hoch motiviert? Ein geringer Prozentsatz, sagen Studien zum Thema - doch dagegen könnten Führungskräfte einiges tun.

Je nach Erwartungshaltung überrascht die Antwort, die verschiedene Studien auf die Frage nach Mitarbeitermotivation und Arbeitseinstellung geben, nicht sonderlich. Weniger als 13 % der Beschäftigten in Deutschland gehen wirklich in ihrer Arbeit auf. Warum das so ist und wie Chefs dazu beitragen können, die für alle Seiten unbefriedigende Situation zu verbessern, damit beschäftigen sich in letzter Zeit verstärkt auch Medien wie <link http: www.stern.de wirtschaft arbeit-karriere arbeit _blank>stern.de oder <link http: www.sueddeutsche.de jobkarriere erfolggeld special index.html artikel article.html _blank>sueddeutsche.de.

Lob und berufliche Perspektive als Motivation

Martin Wehrle, der sich als „Gehalts-Coach“ bekannt machte, weiß nicht nur, wann der beste Zeitpunkt ist, um eine Gehaltserhöhung auszuhandeln. Er hat sich auch mit der Stimmung in Deutschlands Büroetagen befaßt und dort geht es häufig ruppig zu. Doch genauso wie „mehr Geld“ kann man sich bei seinem Chef auch „mehr Lob“ holen, empfielt Wehrle in einem Interview. Bescheidenes Abwarten wird dafür nicht empfohlen. Martin Wehrle hört häufig die Klage: "Mein Chef lobt mich nie." Gegen Demotivation durch eine lobfreie Unternehmenskultur gibt es ein Mittel: „Ich kann meinen Chef bitten: Geben Sie mir eine Rückmeldung auf meine Arbeit. Fragen Sie ausdrücklich nach: Was läuft gut? Und: Wie sieht meine berufliche Perspektive aus?“

Wehrle verweist im Interview mit stern.de darauf, dass häufig die richtige Kommunikation zwischen Chefs und Beschäftigten das Problem ist. Und die Tatsache, dass das Management heute noch immer davon ausgeht: „oben wird gedacht, unten wird gemacht.“ Doch erstklassig ausgebildete MitarbeiterInnen kennen Märkte und Kunden teilweise besser als ihre Chefs. Dass aus diesem Wissen noch immer zu wenig gemacht wird, demotiviert die Belegschaft. Dabei ist es „gar nicht so schwer, seine Mitarbeiter zu motivieren. Man muss nur wissen, wie“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. „Wenn Arbeit beglückt“ heißt der Artikel und ist ganz wörtlich zu nehmen.

Abwechslung und Anerkennung bringen Arbeitsbegeisterung

Entscheidend für den Spaß im Job sind die Arbeitsbedingungen, so zitiert die sueddeutsche.de die Soziologin Tatjana Fuchs, die die Antworten von 4700 Beschäftigten in einer Umfrage zu ihrer Arbeitsmotivation ausgewertet hat. „Die Begeisterung für die Arbeit ist kein Persönlichkeitsfaktor. Es gibt strukturelle Faktoren, die dazu führen, dass Mitarbeiter unwahrscheinlich zufrieden sind.“ Entscheidende Voraussetzungen für Zufriedenheit im Job sind demnach Arbeitsbedingungen, welche die persönliche Entwicklung fördern. Im Idealfall wird Lernen unterstützt, es gibt Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen, die Arbeit ist abwechslungsreich und bietet Platz für Kreativität.

Motivieren von oben

Denn eigentlich machen die meisten Menschen ihre Arbeit gerne und sind stolz darauf. Das zu fördern und die Mitarbeiter bei der Stange zu halten, wäre Aufgabe der Führungskräfte, die das häufig übersehen. Deshalb finden viele Arbeitnehmer in ihrem Job keine echte Erfüllung. Die jährliche Gallup-Studie zur Arbeitszufriedenheit spiegelt die Lage in Zahlen wider: 87% der Beschäftigten leisten nur Dienst nach Vorschrift oder arbeiten gar gegen ihr Unternehmen, weil sie sich emotional nicht daran gebunden fühlen. Soviel Demotivation hat viele Gründe – doch fast alle beruhen auf Fehlleistungen in der Führungsebene. Überforderte Mitarbeiter fühlen sich gestresst, unterforderte gelangweilt. Wichtig ist eine Balance, welche ein Gefühl von Kompetenz für die eigene Arbeit vermittelt.

Adäquates Verhältnis von Arbeit zu Geld

Das Gehalt spielt dagegen eine geringere Rolle als allgemein angenommen. „Man kann allein durch ein hohes Einkommen nicht langfristig motivieren“, sagt Tatjana Fuchs. Allerdings könne man mit zu niedrigen Gehältern Schaden anrichten: „Arbeitgeber können ihre Beschäftigten unheimlich stark frustrieren, wenn sie ihnen ein Einkommen zahlen, dass nach deren Ansicht in keinem adäquaten Verhältnis zu ihrer Leistung steht.“ Und diese Frustrationsmöglichkeit funktioniert natürlich auch mit Blick auf die oberen Etagen. Wenn dort die Bezüge astronomisch steigen, während der übrigen Belegschaft "Sparen" gepredigt wird, hat auch das schlimme Folgen für die Motivation. Überhaupt spielen Führungskräfte nach Meinung der Experten eine wichtige Rolle und haben entscheidenden Einfluss darauf, ob Mitarbeiter Spaß bei der Arbeit haben oder nicht. Und dabei geht es nicht nur um Aufgabenstellung und Gehalt, sondern auch den richtigen Umgang miteinander. Wenn allerdings im Management etwas falsch läuft, so Wehrle, pflanze sich das durch alle Schichten des Unternehmens fort. Glück im Job hängt nämlich auch davon ab, wie sehr man sich vom Vorgesetzten akzeptiert fühlt. „Aber leider sieht die Realität anders aus. Vielen Menschen geht es bei der Arbeit so: Sie haben das Gefühl, sie sind nicht mehr wichtig. Der Mitarbeiter taucht nur noch als Kostenfaktor auf.“