Siemens Dialog
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19.05.2024, 16:05 Uhr

Viel Bewegung zum ersten Mai

  • 02.05.2007
  • Allgemein

Am 1. Mai wird bekanntlich nicht gearbeitet. Alle, die es dennoch tun müssen, waren gestern ausnahmsweise einmal im Vorteil - sie konnten Warnstreikaktionen durchführen. Aber auch sonst zeigte der Tag der Arbeit, dass viele Menschen unzufrieden sind mit der aktuellen Situation bei Einkommen, Steuern und der sozialen Gerechtigkeit.

In vielen Betrieben begann der Tag mit Warnstreiks, so wie beispielsweise bei Epcos in München, wo die gesamte Nachtschicht um Mitternacht die Produktion stoppte und mit Fackeln vors Werk zog (Foto). Dort warteten bereits Kolleginnen und Kollegen von BMW, MAN, MTU und Siemens, so dass sich unter dem Strich rund 400 Beschäftigte an der Aktion beteiligten. Das Fazit des 2. Münchener IG Metall-Bevollmächtigten Horst Lischka: "Die Beschäftigten haben eindrucksvoll deutlich gemacht, dass sie gut gearbeitet haben und dafür ihren gerechten Anteil haben wollen."

"Perverse Situation"

Zu etwas angenehmerer Stunde begannen am Vormittag die Veranstaltungen und Feierlichkeiten zum ersten Mai, bei denen schon bis Mittag weit über 500.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt wurden. Die gute Beteiligung zeigte ebenso wie die immer wiederkehrenden Themen vieler Redebeiträge, wo der Schuh die Menschen derzeit am meisten drückt: Die Einführung angemessener Mindestlöhne, um das zu ändern, was etwa der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude eine "perverse Situation" nannte; die auf Grund er "der Arroganz der Macht der großen Koalition" bereits beschlossene "Rente mit 67", die unter anderem der DGB-Vorsitzende Michael Sommer auf der zentralen DGB-Kundgebung in Gelsenkirchen in den Mittelpunkt seiner Rede stellte.

"Dumm und dusselig verdienen", aber trotzdem entlassen?

Dazu gesellen sich Lohndumping, prekäre Arbeitsverhältnisse, Kombilöhne zu Gunsten der Unternehmen, und nicht zuletzt die überfällige Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an einem Aufschwung, der mit jeder neuen Prognose noch optimistischer bewertet wird. Auch Siemens schloss DGB-Chef Sommer in seine Liste der Firmen ein, "die sich dumm und dusselig verdienen" und trotzdem Tausende entlassen.

"Verschärfte Gangart" für die Tarifrunde


Der Erste IG Metall-Vorsitzende Jürgen Peters forderte in Hamburg die Arbeitgeber nachdrücklich auf, bei den Tarifverhandlungen dieser Woche "ein Angebot vorzulegen, über das man ernsthaft verhandeln kann" - ansonsten werde man die Gangart verschärfen und es "nicht lange bei Warnstreiks belassen, dann wird diese Tarifbewegung sehr schnell eine andere Dynamik bekommen." Mit Blick auf die Debatte um Einkommensentwicklung und Mindestlöhne bezeichnete auch er es als Schande, dass "immer mehr Menschen rund um die Uhr arbeiten und die Löhne trotzdem nicht für ein anständiges Leben reichen".

Wie die "verschärfte Gangart" aussehen kann, werden tausende Metallerinnen und Metaller bereits heute wieder zeigen: Allein in Bayern rechnet die IG Metall am Mittwoch in 20 Betrieben mit mehr als 10.000 Teilnehmern. Die Schwerpunkte liegen bei BMW in Regensburg und Landshut, MAN in München und Bosch-Siemens in Traunreut.