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07.05.2024, 14:05 Uhr

416.000 für mehr Gerechtigkeit

  • 02.05.2008
  • Allgemein

Weit über 400.000 Menschen sind am Tag der Arbeit deutschlandweit für mehr Gerechtigkeit auf die Straße gegangen. Die Kundgebungen richteten sich gegen Radikalkapitalismus und seine verheerenden Folgen - Niedriglöhne, grotesk hohe Managergehälter, Altersarmut und andere Auswüchse.

"Raubtier- und Karawanenkapitalismus"

Bundesweit fanden mehr als 440 Veranstaltungen zum 1. Mai unter dem übergreifenden Motto "Gute Arbeit muss drin sein" statt. Auf der zentralen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes forderte dessen Vorsitzender Michael Sommer in Mainz einen gesetzlichen Mindestlohn und das Einschreiten gegen "Raubtier- und Karawanenkapitalismus".

Gleichzeitig verlangte er die Regulierung von Managergehältern: "Wenn die Manager-Kaste nicht von sich aus begreift, dass es keinen Menschen gibt, dessen Arbeit hundert mal mehr wert ist als die des Anderen, dann muss der Gesetzgeber handeln." Den Unions-Slogan "Sozial ist, was Arbeit schafft" kritisierte der DGB-Chef als "unsoziale Verlogenheit".

In München (Bild) erklärte der bayerische DGB-Vorsitzende Fritz Schösser, die Politik dürfe "nicht länger wegschauen, wenn Menschen an der Grenze der Sittenwidrigkeit arbeiten müssen". Der DGB Bayern startete am 1. Mai auf rund 130 Kundgebungen in ganz Bayern eine Unterschriftensammlung für ein <link http: www.igmetall-bayern.de _blank external-link-new-window>undefinedMindestlohn-Volksbegehren im Freistaat.

Menschen mehr als Rädchen im Getriebe

Der erste IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber wandte sich bei seiner Rede in Wolfsburg gegen den "rücksichtlos gewordenen Kapitalismus", angesichts dessen sich Beschäftige wehren müssen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Die Auswüchse dieses Kapitalismus spalten nach seiner Überzeugung die Belegschaften und zerstöre die Grundfesten der Demokratie: "Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Menschen mehr sind als ein Rädchen im Wirtschaftsgetriebe."

Der zweite IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel unterstrich bei einer Kundgebung in Düsseldorf die Forderung der IG Metall nach Mindestlöhnen und einer zeitliche Begrenzung von Leiharbeit.

Altersteilzeit gegen Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel

Der bayerische IG Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer warnte in Dingolfing davor, in der aktuellen Rentendebatte Ältere und Jüngere gegeneinander auszuspielen. Den von Alt-Bundespräsident Roman Herzog geprägten Begriff einer drohenden "Rentner-Demokratie" kritisierte er als "erschreckend falsche Botschaft": "Mit Verlaub, Herr Alt-Bundespräsident, mit großem Respekt vor Ihrer Lebensleistung, Ihre Aussage ist für die betroffenen Menschen verletzend und ich halte sie für dumm und töricht. Sie provozieren damit einen Konflikt zwischen Jung und Alt."

Neugbauer forderte mit Blick auf Arbeitslosigkeit bei Berufseinsteigern und drohenden Fachkräftemangel einen neuen Ansatz für die Altersteilzeit: Es "muss ein neuer guter Ersatz für die Altersteilzeit gefunden werden. Und wir kämpfen zugleich dafür, dass unsere jungen Leute alle ausgebildet werden und eine Arbeit bekommen. Das ist gerecht! Das ist sinnvoll! Das ist ein Konzept für Generationensolidarität und Generationengerechtigkeit, das diesen Namen auch verdient."