Siemens Dialog
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16.05.2024, 09:05 Uhr

WerkstudentInnen: gleichgestellte MitarbeiterInnen

  • 27.03.2006
  • Jugend

Informationsveranstaltung von Betriebsräten, Vertrauensleuten und Siemens Team bei Erlangen Med zum Status von Werkstudenten.

Rund 70 WerkstudentInnen nahmen vor einigen Wochen an der Veranstaltung bei Siemens Medical Solutions in Erlangen teil, ein deutliches Zeichen für den hohen Informationsbedarf. Neben einem informativen Kurzüberblick über aktuelle betriebliche Themen und Aktivitäten des Betriebsrats durch die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christa Gerdes stand ein Bericht des Siemens Teams über IG Metall-Aktivitäten bei Siemens sowie eine rechtliche Beleuchtung des Status von WerkstudentInnen im Vordergrund.

Informationsbedarf zu den eigenen Rechten

Tatsächlich war den wenigsten der Anwesenden bekannt, dass sie als WerkstudentInnen arbeitsrechtlich genauso behandelt werden müssen, wie andere Beschäftigte eines Unternehmens auch: Sie haben Anspruch auf die übliche betriebliche Wochenarbeitszeit, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, mindestens 24 Tage Jahresurlaub, gesonderte Vergütung von Nacht-, Akkord-, Mehrarbeit, sowie das Recht auf Besuche beim Betriebsrat während der Arbeitszeit und die Teilnahme an Betriebsversammlungen.

Mit Interesse nahmen die Anwesenden auf, dass die Gleichbehandlung auch eine Bezahlung enthält, die der eines vergleichbar qualifizierten, mit vergleichbaren Aufgaben betrauten, unbefristet Beschäftigten entspricht. WerkstudentInnen sind folglich rechtlich gesehen keineswegs billige und rechtlose Ersatzarbeitskräfte, sondern vielmehr als gleichberechtigte Betriebsangehörige zu sehen, die im Betrieb zwar nur kurzfristig, aber dennoch auf gleicher Augenhöhe mitarbeiten.

Eine Aufklärung schien in diesem Zusammenhang umso mehr angebracht, als die Siemens AG an ihrem wichtigsten Standort für Medizintechnik in Erlangen bereits zum Oktober des letzten Jahres allen nicht-organisierten WerkstudentInnen das Entgelt gekürzt hat: Sämtliche tariflichen Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld fallen von diesem Datum an weg. Nur dem engagierten Auftreten der IG Metall-Betriebsräte, die sich in Verhandlungen für eine Rücknahme des Beschlusses einsetzten, ist zu verdanken, dass zumindest der Grundlohn von 1.400 Euro auch für nicht-organisierte Studierende auf Tarifniveau gehalten werden konnte. Nicht zu verhindern war jedoch der Wegfall der Sonderzahlungen. Ein anteiliges 13.Monatseinkommen, volle Urlaubshöhe und Urlaubsgeld erhalten somit auch weiterhin nur IG Metall Mitglieder. Ein Umstand, der den gewerkschaftlichen Organisationsgrad in dieser Beschäftigtengruppe rapide hat nach oben steigen lassen.

"Ohne uns würden die Projekte krachen"

Nicht nur bei Medical Solutions sind WerkstudentInen inzwischen fester Bestandteil der Beschäftigtenstruktur. Durch die vielfache Übernahme von hochqualifizierten Tätigkeiten sind sie nicht selten gar an Projekten des operativen Geschäfts beteiligt: "Ohne uns würden die Projekte krachen", umschrieb ein Anwesender die Situation in der Praxis, und gab damit gleichzeitig Einblick in die Stimmungslage. Somit verwunderte es nicht, dass insbesondere die WerkstudentInnen-Broschüre des Siemens Teams (siehe Download) auf großes Interesse stieß. Neben gestrafften Informationen über grundsätzliche und spezielle arbeitsrechtliche Gegebenheiten ermöglicht sie WerkstudentInnen, ihre Vergütung selbst anhand einiger Beispiele zu überprüfen.

IG Metall kämpft für angemessene und faire Bezahlung durch Eingruppierung in leistungsgerechte Tarifstufen

Fazit der Erlanger Veranstaltung: Wer in Zukunft als WerkstudentIn seinen beziehungsweise ihren vollen Lohn einschließlich sämtlicher Sonderleistungen behalten möchte, wird sich um eine Mitgliedschaft bei der IG Metall bemühen müssen. Das lohnt sich in jedem Fall: Den Monatsbeitrag von 2,05 Euro hat man - auch aufs ganze Jahr gesehen - bereits mit einer Sonderzahlung vielfach wieder raus!