„Der konjunkturelle Beschäftigungsaufbau der vergangenen Monate wird zu großen Teilen von Zeitarbeitsverhältnissen getragen – meist zu schlechteren Bedingungen bei der Bezahlung und bei Arbeitnehmerrechten“, sagte der Bezirksleiter des IG Metall Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel, bei der Präsentation des Sozialreports am 14. März 2007 in Berlin. Allzu oft fühlten sich die betroffenen ArbeitnehmerInnen – ob in Zeitarbeit oder in fester Beschäftigung – von dieser Situation überrollt, überfordert und bedroht.

Soziale Konflikte durch Zeitarbeit

Die Autorinnen des Sozialreports haben Betroffene aufgesucht und befragt. Die Berichte über authentische Fälle zeigen, wie stark die Beschäftigungsform „Leih- und Zeitarbeit“ schon jetzt die Arbeitswelt, das Leben und das Lebensgefühl sehr vieler Menschen verändert. Aus den Darstellungen im Sozialreport wird deutlich: Ganz langsam wachsen daraus auch Widerspruch und Widerstand und dafür ist vor allem die schlechtere Bezahlung der „Kollegen auf Zeit“ verantwortlich. Soziale Konflikte entstehen durch solche Ungleichheiten. Anhand konkreter Beispiele – auch aus den Siemens-Werken in Berlin – beleuchtet der Sozialreport die Situation der LeiharbeitnehmerInnen im Arbeitsalltag hautnah und zeigt zahlreiche und auch unerwartete Facetten, wie sich der unterschiedliche Status auf das (Berufs-)Leben der „Zeitarbeiter“ auswirkt.

Die IG Metall fordert nicht nur eine kritische Diskussion über das Problem der Zeitarbeit, sondern als praktische Schritte die Wiedereinführung der Höchstbegrenzung der Überlassungsdauer, die Ausweitung der Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates in den Einsatzbetrieben sowie tarifliche Branchenzuschläge für ZeitarbeiterInnen. Ziel ist es, die Tarifbedingungen der Leiharbeitnehmer denen in den Entleihbetrieben anzugleichen.

Petition gegen Missbrauch des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes

Mit einem Petitionsantrag an den Bundestag will die IG Metall die Umsetzung dieser Forderungen nachdrücklich auf die Agenda des Gesetzgebers bringen. Denn immer öfter ist „Armut trotz Arbeit“ die Folge von Zeitarbeit, weil es nach dem Zeitarbeitsverhältnis immer seltener zur Eingliederung in ein festes Beschäftigungsverhältnis kommt. Die Praxis der Unternehmen sieht oft so aus: dauerhafte Arbeitsplätze werden mit Kräften in Zeitarbeitsverhältnissen besetzt.