Siemens Dialog
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29.04.2024, 16:04 Uhr

Leiharbeit: Schluss mit dem Missbrauch

  • 05.12.2007
  • Allgemein

Rund 200 Betriebsräte aus Bayern trafen sich am Dienstag auf einer Konferenz zum Thema Leiharbeit - auch bei Siemens längst flächendeckend anzutreffen. Während manche Unternehmen selbst für eine faire Regulierung eintreten, herrscht insgesamt meist Willkür zum Nachteil der Beschäftigten. "Jetzt muss Schluss sein mit dem Missbrauch", fordert daher der zweite IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel.

Leiharbeiter drohen unter anderem in der Metall- und Elektroindustrie zunehmend reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu verdrängen, so Wetzel (Foto). Der ursprüngliche Zweck, wechselnde Auftragssituationen abzufedern, ist in vielerorts längst in den Hintergrund getreten; statt dessen dient Leiharbeit dazu, unternehmerische Risiken auf Beschäftigte abzuwälzen und dabei obendrein noch das Lohnniveau zu drücken.

Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer unterstrich auf der Konferenz in Fürth, dass die IG Metall Leiharbeit keineswegs abschaffen will, da sie als "Ventil für Produktionsspitzen" sinnvoll ist. Gleichzeitig betonte er jedoch nachdrücklich: "Sie darf kein Ersatz für dauerhafte Arbeitsplätze sein."

Faire Entgeltannäherung

Neugebauer verwies auf eine soeben unterschriebene Vereinbarung bei BMW, nach der man dort künftig nur noch mit Personaldienstleistern zusammenarbeitet, die sich bei der Entlohnung der betroffenen Beschäftigten an den entsrpechenden Tarifentgelten orientieren. Für viele Leiharbeiter bedeutet dieser Schritt eine Steigerung ihrer bisherigen Entgelte von 50 Prozent und mehr.

Gesamtmetall aufgeschreckt

Unruhe entsteht durch derartige Vereinbarungen und die zunehmende Diskussion des Themas in der Öffentlichkeit offenbar beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall. Es scheint fast, als befürchte man dort das Bröckeln einer längst etablierten, äußert bequemen und zudem profitablen Einrichtung. Ein Verbandssprecher erklärte am Dienstag als Reaktion auf die Konferenz der IG Metall, Zeitarbeit spiele beim diesjährigen Beschäftigungszuwachs "fast keine Rolle".

Auch Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie, berief sich eilends auf das Standardargument der Arbeitgeberverbände: "Wer die Zeitarbeit eindämmen will, nimmt vielen Menschen ihre Chance auf Arbeit." Wie fadenscheinig diese Behauptung mittlerweile ist, zeigt allerdings nicht nur BMW mit seiner aktuellen Vereinbarung: Auch bei Audi in Ingolstadt existiert seit August 2007 eine Regelung, mit der die Entgelte von regulären und befristeten Beschäftigten angeglichen werden (siehe Gleiches Geld für gleiche Arbeit).