Hoher Besuch hatte sich gestern in der Tübinger Straße in München angesagt. Ulrich Finger, Bereichsvorstand der EDM war eigens nach München gereist, um die versammelten MitarbeiterInnen der Elektronikfertigung über die bevorstehenden Veränderungen zu informieren. EDM gehört zum Bereich I&S und soll aus dem Siemens-Konzern ausgegliedert werden.

Dichtgedrängt saßen die MitarbeiterInnen in der Kantine und warteten auf die Ausführungen Ihres Chefs. Dieser kehrte ihnen dabei den Rücken zu, wollte er doch nicht unter dem großen Transparent sitzen, das den Erhalt aller Arbeitsplätze forderte. Auch zeigte er sich irritiert über die Anwesenheit des Betriebsrats und der IG Metall und hätte am liebsten den Vertreter der IG Metall des Saales verwiesen.

Viel wurde von Seiten des Managements über mögliche Zukunftsoptionen berichtet, wenig über die Sicherung der Arbeitsplätze. Schmunzeln kam auf, als Ulrich Finger davon sprach, man werde in der IG Metall bleiben. Dies nahm die Betriebsrat-Vorsitzende der ZN München, Cornelia Lais, gern auf und übergab Finger eine Beitrittserklärung.

Zur Zukunft von EDM: Bis Anfang nächsten Jahres Gründung einer neuen GmbH als 100%ige Tochter der SAG, Überführung des Bereichs EDM in diese GmbH als Zwischenschritt zum Verkauf an einen - noch zu findenden - Partner.

Noch ist völlig unklar, das musste auch Bereichsvorstand Finger einräumen, ob und an wen der Bereich verkauft werden könne. Vielleicht an einen Konkurrenten? Auch die Frage, was sich durch die Ausgliederung für die MitarbeiterInnen positiv verändere, konnte Ulrich Finger nicht überzeugend beantworten. Schließlich sprach auch er offen davon, dass alle Varianten bis hin zu einer Betriebsschließung möglich sein.

IG Metall und Betriebsrat-Vorsitzende zeigten der Belegschaft einen anderen Weg auf: Zusammenfassung aller Fertigungs-, Montage- und Servicetätigkeiten in einem Dienstleistungsbereich innerhalb des Konzerns mit dem Erhalt aller Arbeitsplätze und Standorte und der durch die IG Metall Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen gegebenen guten Arbeitsbedingungen. An dieser Stelle wurde auch über die Verhandlungen von Gesamtbetriebsrat und Management berichtet. Dieser Weg wurde von den MitarbeiterInnen eindeutig begrüßt, so trugen sich nahezu alle MitarbeiterInnen in die Unterschriftenlisten von GBR und IG Metall zum Erhalt der Arbeitsplätze innerhalb der SAG ein. Viele trugen statt des Namensschild den Button „Stop dem Ausverkauf bei Siemens“.

Abschließend versprach EDM-Bereichsvorstand Ulrich Finger auf der inzwischen zur Betriebsversammlung mutierten Veranstaltung, er wolle weiter offen über die geplanten Veränderungen informieren und bezeichnete das Modell von Betriebsrat und IG Metall als eine mögliche Variante.

(Jan Svensson)