Siemens Dialog
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30.04.2024, 16:04 Uhr

EDM: Unmut gegen Siemens-Pläne

  • 06.10.2009
  • Operativ

Vor einer Woche informierte Siemens Beschäftigte und Betriebsräte, dass man das EDM-Geschäft in München verkleinern und den auf diese Weise geschrumpften Rest zum ersten April 2010 ausgliedern will - und das nach Jahren der Verbesserung und erfolgreichen Zulieferung an andere Siemens-Bereiche.

Auf einmal kein Kerngeschäft mehr?

Dass Systemelektronik plötzlich angeblich kein Kerngeschäft der Division IS mehr sein soll und man auch an anderer Stelle im Unternehmen keine Möglichkeit sieht, das Geschäft selbst zu betreiben, stößt bei Beschäftigten, Betriebsräten und manchem Manager auf Unverständnis.

In München, wo vor allem die Abbaupläne über 100 MitarbeiterInnen betreffen, reagierten der Betriebsrat und die IG Metall mit deutlicher Kritik. Am Dienstag findet hier eine Abteilungsversammlung statt, bei der die betroffenen Beschäftigten umfassend informiert und gemeinsam weitere Maßnahmen diskutiert werden.

In Erlangen trifft die geplante Ausgliederung 270 fest Beschäftigte und rund 30 Zeitarbeitnehmer. Für die neue Firma soll entweder ein Investor gesucht werden, oder sie wird per Management Buy Out von der bisherigen Geschäftsführung selbst selbst übernommen. In zwei Mitarbeiterveranstaltungen machten die Beschäftigten bereits ihr Unverständnis und ihre Zweifel am Sinn dieser Entscheidung unmissverständlich deutlich.

IG Metall und Betriebsräte für den Verbleib bei Siemens

IG Metall und Betriebsräte kritisieren die Pläne und wollen gemeinsam mit den Beschäftigten für den Verbleib von EDM bei Siemens kämpfen. Die bisher gelieferten Begründungen lassen eindeutig nicht erkennen, dass diese Möglichkeit ernsthaft geprüft wurde: Ein tragfähiges Geschäftskonzept ist nicht zu erkennen, das Siemens-interne Geschäft wird aufs Spiel gesetzt.

Verbreiteter Unmut

Die Erlanger Betriebsratsvorsitzende Sigrid Heitkamp (rechts) weist in einem aktuellen Flugblatt zu den Plänen (siehe Download) darauf hin, dass nicht "nur" die Beschäftigten entsetzt sind, sondern auch in den Siemens-Bereichen Unmut erkennbar wird: "Die ersten, die ihr Unverständnis für Ausgliederungspläne äußerten, waren die Projeke der Mobility. Sie haben mit der EDM über Jahre die Zusammenarbeit gemeinsam entwickelt. Nun besteht die Gefahr, dass sie einen verlässlichen Partner vor Ort an einen Investor verlieren, der nur seine eigenen Interessen verfolgt. Oder mit den Worten eines Projektleiters: Jetzt soll EDM verkauft werden? Jetzt, da es funktioniert? Das ist unverantwortlich!"

Schnell versilbern?

Andrea Fehrmann vom Siemens Team der IG Metall kündigte an, dass die IG Metall versuchen wird, die aus ihrer Sicht unsinnigen Pläne zu verhindern. Dabei soll insbesondere geprüft werden, ob das Konzept der Firma überhaupt einer betriebswirtschaftlichen Prüfung standhält, oder "ob hier nur auf die Schnelle ein Geschäftsteil versilbert werden soll, um kurzfristig Geld in die Kassen der Siemens AG zu spülen."

Um die Sachlage zu klären und die Beratungen mit der Firmenseite beginnen zu können, sind Betriebsräte und IG Metall schnell aktiv geworden. Letztere hat eine Task Force, der Gesamtbetriebsrat eine Projektgruppe zur Beratung der wirtschaftlichen Angelegenheiten eingerichtet. Der Erlanger Betriebsrat hat seinerseits eine Arbeitsgruppe beauftragt, speziell die örtlichen Aspekte aufzubereiten und einzubringen und einen IG Metall-Betriebsrat vor Ort als ständigen Ansprechpartner für die Betroffenen benannt. Bei der Sitzung des Gesamtbetriebsrates in dieser Woche sollen gemeinsam die nächsten Schritte koordinier werden.

Aktive Unterstützung gefordert

Die Erfolgsaussichten des Einsatzes dafür, die Interessen der EDM-Beschäftigten möglichst optimal zu vertreten, hängt unter anderem maßgeblich davon ab, dass sie selbst sich aktiv einbringen und beteiligen. IG Metall und Betriebsräte appellieren daher, die Ereignisse nicht passiv abzuwarten, sondern an den Versammlungen teilzunehmen und sich zu äußern.
Übrigens: Auch eine IG Metall-Mitgliedschaft, sofern noch nicht vorhanden, stärkt das Mandat bei den bevorstehenden Verhandlungen!