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28.04.2024, 19:04 Uhr

Betriebsversammlung Erlangen G: Viele Fragen, kaum Antworten

  • 26.11.2009
  • Operativ

Im Erlanger Stammhaus stand eine Betriebsversammlung am Mittwoch im Zeichen der Pläne für EDM und anderer Fragen zur Zukunft des Portfolios. Die Geschäftsleitung, hochrangig vertreten durch den CEO der Division Industry Solutions Jens Wegmann, blieb befriedigende Anworten dennoch meist schuldig - vielleicht wird man die Fragen also anderenorts stellen müssen.

EDM-Protest vor der Erlanger Stadthalle.

In der vollen Stadthalle von Erlangen äußerten die Beschäftigten von EDM ihren Unmut und ihr Unverständnis zu den Ausgliederungsplänen lautstark. Bereits vor Beginn der Versammlung hatten sich mehr als 200 von ihnen mit Transparenten und Plakaten vor der Halle versammelt, um vor Presse und Fernsehen gegen die Pläne der Firma zu protestieren (Foto).

Argumente und Forderungen für den EDM-Erhalt bei Siemens

Die Betriebsratsvorsitzende Sigrid Heitkamp und Wolfgang Niclas von der Erlanger IG Metall wiederholten in ihren Beiträgen die Argumente und Forderungen für den Erhalt von EDM in der Siemens AG. Vor dem Bericht von I IS-CEO Jens Wegmann stürmten EDM-Kolleginnen und Kollegen unter dem Beifall der Anwesenden die Bühne (Foto unten). Die passende Begleitung dazu bildete ein Image-Film Siemens', der die Leistungen und Erfolge von EDM in der Siemens AG eindrucksvoll unterstreicht.

Stille statt Applaus

Wegmann versuchte denn auch in seinem Bericht zu erklären, warum man sich eigentlich trotzdem von EDM verabschieden will: Die I IS mache Lösungsgeschäfte, deshalb passe EDM nicht ins Portfolio. Wie wenig diese Erklärung die Anwesenden befriedigen konnten zeigte, dass nach seinem Vortrag keinerlei Applaus zu hören war - ungewöhnlich für solche Situationen.

Fragenkatalog größtenteils unbeanwortet

Auch den detaillierten Nachfragen und Diskussionbeiträgen von EDM-Beschäftigten, BetriebsrätInnen und der IG Metall konnte Wegmann nicht annähernd zufriedenstellend beantworten. Wieviele Stellen in diesem Geschäftsjahr bei I IS abgebaut werden sollen (im Raum steht die Zahl 2.800), wo dabei sein offizielles Bekenntnis zu den Mitarbeitern als 'wertvollstes Kapital' bleibt, was geschieht, wenn die angenommene Menge freiwillig Aussscheidender nicht erreicht wird, ob weitere Möglichkeiten ausgeschöpft werden, welche Geschäfte und Aufgaben nicht mehr zum künftigen Portfolio gehören - Wegmann musste auf diese und einen ganzen Katalog weiterer Fragen meist ausweichend antworten.

Ähnlich sah es aus, als er mit seiner eigenen Äußerung zu EDM konfrontiert wurde, EDM könne "in anderen Händen eine erfolgreichere Zukunft haben", wobei auch ein Management-Buy-Out in Frage käme. Zurecht wollen die Betroffenen wissen, wie eine erfolgreichere Zukunft entstehen soll, wenn sich an der Führung nichts ändert.

Bitteres Fazit

Was vor allem bleibt, ist das bittere Fazit einiger wohl eher rhetorischer Fragen: "Gibt es außer der finanziellen Gier des Konzerns eine weitere Motivation für den Verkauf? Sind wir es nicht 'wert', bei Siemens zu bleiben? Warum übernimmt Siemens keine soziale Verantwortung für seine Mitarbeiter mehr? Wann erlösen Sie Ihre Mitarbeiter von der Angst, den leidvollen Weg von BenQ, FEAG, mdexx und vielen anderen bekannten Beispielen gehen zu müssen?"

Antworten bei Aufsichtsratssitzung oder Hauptversammlung?

Die Betriebsratsvorsitzende Sigrid Heitkamp und Niclas kamen abschließend angesichts fehlender Antworten zu dem Schluss, dass auf der Betriebsversammlung wohl die falschen Ansprechpartner anwesend waren. Und deshalb kann es notwendig werden, dass die EDM-Beschäftigten ihren Protest und ihre Argumente bei der nächsten Aufsichtsratssitzung im Dezember und der Hauptversammlung im Januar vorbringen.