Siemens Dialog
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23.04.2024, 17:04 Uhr

1. Betriebsräteversammlung der Siemens Healthcare GmbH

  • 11.11.2015
  • Operativ

Über 100 Betriebsrät_innen trafen sich Anfang November in Bamberg zur 1. Betriebsräteversammlung von Siemens Healthcare (SHC). Im Fokus der Veranstaltung stand die Frage, wie es mit der seit Mai dieses Jahres gesellschaftsrechtlich eigenständigen Medizintechnik-Sparte von Siemens zukünftig weitergehen soll.

Harald Tretter und Dorothea Simon.

Bernd Montag, CEO und Arbeitsdirektor von SHC, mit der Gesamtbetriebsratsvorsitzenden.

Ausbildungspyramide vorher ...

... und nachher.

Darüber hinaus trieb viele Anwesende die zukünftige Aufstellung der Interessenvertretung bei der SHC um. Für einen zwischenzeitlichen Höhepunkt sorgte die Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung (GJAV) mit einer spektakulären „Pyramiden-Einsturzaktion“, mit der sie die aktuellen Sparpläne des Unternehmens im Bereich der Ausbildung kommentierte.

Beeindruckende Zwischenbilanz des SHC-GBR

Die bisherige Zwischenbilanz der Healthcare-Betriebsräte kann sich wirklich sehen lassen: In nur wenigen Monaten haben sie es geschafft, eine eigene überregionale Interessenvertretungsstruktur aufzubauen. So mussten nach der Ausgliederung aus der Siemens AG ein eigener Gesamtbetriebsrat einschließlich der dazugehörigen GBR-Ausschüsse gebildet und arbeitsfähig gemacht, und dazu noch eine GJAV sowie eine Gesamtschwerbehindertenvertretung (GSBV) gebildet werden.

Fünf Fachausschüsse und drei Projektgruppen des erst im Mai dieses Jahres konstituierten Healthcare-GBR verhandelten bereits mit der Firmenseite. Zudem wurde ein eigener Wirtschaftsausschuss für Siemens Healthcare installiert; auch er trat bereits mehrere Male mit den Vertretern des Healthcare-Managements zusammen. Hinzu kommt, dass für die Übergangsphase bis zu den nächsten ordentlichen Betriebsratswahlen im Jahr 2018 ein Kommunikationskreis eingerichtet wurde, um neben den Betriebsräten der drei Werksstandorte auch die für die Healthcare-Beschäftigten zuständigen Betriebsräte in den Siemens-Niederlassungen in den Informationsfluss einzubinden.

Viel Anerkennung, aber noch viel Arbeit für die SHC-Betriebsräte

Dorothea Simon, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der SHC, würdigte in ihrer Ansprache die Arbeit und Leistungen ihrer GBR-Kolleginnen und -Kollegen. Mit Verweis auf die Themenfülle, sowie die laufenden und noch bevorstehenden Veränderungen bei Healthcare könne wohl davon ausgegangen werden, dass den Betriebsräten und GBR-Ausschüssen die Arbeit auch in Zukunft nicht ausgehen werde. Motivierend sei dabei jedoch, dass dieses Engagement auch mit Erfolgen für die Mitarbeiter verbunden werden könne, wie das jüngste Beispiel bei den Prämien-Regelungen für Service-Mitarbeiter gezeigt habe.

Suche nach geeigneten BR-Kandidaten hat bereits begonnen

Mit Blick auf die Zeit im Anschluss an die Übergangsperiode bis 2018 forderte der Stellvertretende GBR-Vorsitzende von SHC, Harald Tretter, die Betriebsräte vor allem in den Siemens-Niederlassungen auf, in den kommenden Monate weiter nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die kommenden BR-, JAV- und SBV-Wahlen zu suchen. Alle Anwesenden waren sich hierbei einig, dass auch in Zukunft eine betriebsverfassungsrechtliche Interessenvertretung für alle SHC-Mitarbeiter gewährleistet werden müsse. Das Siemens-Team der IG Metall wird diesen Prozess mit dem Angebot von „Schnupper-Kursen“ für interessierte Kolleginnen und Kollegen zusätzlich unterstützen.

GBR-Vorsitzende drängt auf gute Führungskultur und Investitionen

Mit Blick auf die letzten Monate, in denen auch die SHC-Beschäftigten mit Umorganisation und Kosteneinsparprogrammen konfrontiert wurden, stellte die GBR-Vorsitzende die Frage, an welchen Stellen die häufig beschworene „Eigenständigkeit“ der SHC auch für positive Entwicklungen bei Healthcare genutzt werden könne: Als besonders prägnantes Beispiel beschrieb sie hierbei das Thema „Führungskultur“; hier könnte Siemens Healthcare nach ihrer Ansicht eine Vorreiterrolle im gesamten Konzern einnehmen. Darüber hinaus forderte Simon von der Arbeitgeberseite ein klares Bekenntnis zu den getroffenen Vereinbarungen hinsichtlich Standort- und Beschäftigungssicherung, einschließlich der dafür erforderlichen Investitionen und einer strategischen Personalentwicklung von der Arbeitgeberseite ein.

Siemens-Konzernbetriebsrat sichert enge Verbindung mit Siemens AG zu

Von Seiten des Konzernbetriebsrates übermittelte die Konzernbetriebsratvorsitzende von Siemens, Bettina Haller, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der BR-Versammlung ihre solidarischen Grüße. Mit Blick auf die aktuelle Konzern-Struktur und die Erfahrungen mit Ausgliederungen in der Vergangenheit betonte sie den besonderen Stellenwert, den die größte Tochter der Siemens AG für den Konzern und den KBR einnehme. Sie sicherte den SHC-Kolleginnen und Kollegen zu, dass man mit Blick auf die Zukunft eine enge Verbindung zwischen den Interessenvertretungsgremien der Siemens AG und denen der SHC beibehalten werde, etwa im Zusammenhang mit den GBR-Verbindungskreisen oder bei einzelnen GBR-Ausschüssen. Außerdem werde man von Seiten des GBR und KBR der Siemens AG die Healthcare-Kolleginnen und -Kollegen niemals allein „im Regen stehen“ lassen, sollte es einmal zu Schwierigkeiten kommen.

IG Metall drängt auf nachhaltige Entwicklung bei Siemens Healthcare

Als Leiter des Siemens-Teams und einer der Vertreter der IG Metall im Aufsichtsrat der Siemens Healthcare GmbH ging Reinhard Hahn in seinem Bericht vor allem auf die entscheidenden Markierungspunkte und Bestimmungsfaktoren eines zukunftsfähigen und erfolgreichen Konzerns ein. Er betonte die Bedeutung des Erhalts von Schlüsselkompetenzen und der Fähigkeiten, mit innovativen Produkten und Lösungen auf Marktveränderungen eingehen zu können. Zudem verwies er auf das hohe Maß an Loyalität und Produzentenstolz, welches insbesondere die Healthcare-Belegschaft als Trägerin von Innovationen und Wertschöpfung auszeichne.

Einer kurzfristig orientierten Rendite-Orientierung und „Billig-Strategie“ auf Kosten einer Perspektive für die Beschäftigten und Standorte in Deutschland erteilte Hahn ebenso eine deutliche Absage, wie den immer wieder von den Kapitalmärkten zu hörenden Rufen nach einer Filetierung des Siemens-Konzerns und seiner Konzern-Töchter. Mit den fünf Hebeln des Arbeitnehmerkonzeptes „Siemens 2020“, der Forderung nach einer passenden Strategie für den Heimat- und Referenzmarkt Deutschland sowie mit dem Abschluss der „Zukunftsvereinbarung“ zwischen Siemens, GBR und IG Metall seien wichtige Orientierungspunkte und Instrumentarien für eine nachhaltige Entwicklung von Siemens Healthcare auf den Weg gebracht worden; diese gelte es jetzt mit Mut und Leidenschaft umzusetzen.

CEO und Arbeitsdirektor der SHC freundlich, aber wenig konkret

Von Seiten des Managements berichtete der CEO und Arbeitsdirektor der SHC, Bernd Montag, ausführlich über die aktuelle Lage sowie die zukünftige strategische Ausrichtung von Siemens Healthcare als „weltweit agierender Wegbereiter der Gesundheitsdienstleister“. Dabei ging er vor allem auf die neue Organisationsstruktur und die Geschäftsprinzipien des Unternehmens ein, und betonte u.a. den hohen Stellenwert von Qualitätsfragen für das Unternehmen. Im Hinblick auf die zukünftige Standort- und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland blieb Montag aus Sicht vieler Teilnehmer_innen allerdings eher unkonkret und unverbindlich. Hier wird man also in Zukunft von Seiten der SHC-Betriebsräte und der IG Metall strategisch weiter dranbleiben und nachsetzen müssen.

GJAV wehrt sich gegen Sparpläne in der Ausbildung

Die Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung der SHC sorgte mit einer spektakulären „Pyramiden-Einsturz-Aktion“ für einen zwischenzeitlichen Höhepunkt der Veranstaltung. Anlass für die Aktion sind die aktuellen Sparpläne im Bereich der Siemens-Ausbildung, von der auch die Auszubildenden und Dual Studierenden von Healthcare betroffen wären. Konkret geht es um geplante Kürzungen bei Einführungsveranstaltungen, im Englisch-Unterricht sowie bei der Nutzung externer Trainer für einzelne Fachkurse in der Siemens Professional Education (SPE). Aus Sicht der GJAV-Vorsitzenden Christiane Bednorz handelt es sich dabei um Themen, die in besonderer Weise die Ausbildungsqualität betreffen und auch im Hinblick auf die Attraktivität der Siemens-Ausbildung einen hohen Stellenwert einnehmen. Ausbildung ist und bleibe eine wichtige Investition in die Zukunft des Unternehmens und seiner Standorte in Deutschland. Insofern sei eine Kürzung mehr als kontraproduktiv.