Siemens Dialog
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25.04.2024, 01:04 Uhr

Angebot an Alstom

  • 17.06.2014
  • Allgemein

Nach viel Spekulation endlich Fakten zum Alstom-Deal: Siemens will das Gasturbinengeschäft, Mitsubishi HI weitere Energiebereiche übernehmen, Alstom selbst soll der Kaufpreis eine eigenständige Zukunft ermöglichen. Der Tausch gegen Siemens' Bahnsparte ist aktuell vom Tisch, angekündigt hingegen eine spätere Diskussion über gemeinsame Optionen in diesem Bereich.

Kein Verschachern von Siemens Mobility als Tauschmasse.

Sieben  Milliarden Cash ...

Ein "überzeugendes Angebot" nennen Siemens und Mitsubishi Heavy Industries ihre gemeinsame Offerte, die am 16. Juni per <link http: www.siemens.com press de pressemitteilungen _blank external-link-new-window>Presseerklärung verbreitet wurde. Tatsächlich könnte die Einnahme von insgesamt sieben Milliarden Euro für die zu veräußernden Geschäfte Alstom finanziell stabilisieren und würde seine Eigenständigkeit zumindest bis auf Weiteres sichern. Mit Blick auf die erforderliche politische Akzeptanz werden nachhaltige Investitionen zugesichert, Siemens bietet außerdem eine dreijährige Arbeitsplatzsicherung für die betroffenen Beschäftigten in Frankreich und Deutschland und plant, die europäische Zentrale für das Gas-Servicegeschäft in Frankreich anzusiedeln.

... und kein Tausch gegen Bahnsparte

Aus Sicht der deutschen SiemensianerInnenwohl mindestens ebenso wichtig ist das, was entgegen früherer Überlegungen nicht Teil des aktuellen Angebotes ist: Die Übergabe von Siemens' Bahnsparte als Gegenleistung an Alstom. Birgit Steinborn, die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, begrüßte diese Entwicklung und forderte erneut ein langfristiges industriepolitisches Konzept für diesen Bereich in Deutschland und Europa. Siemens kündigt derzeit lediglich Pläne an, "mit Alstom die Möglichkeiten zu eruieren, um die Stärken beider Unternehmen zu nutzen, um einen Europäischen Champion im Bahngeschäft zu schaffen".

Nicht zu Lasten der Beschäftigten ...

Generell sieht der Siemens-Gesamtbetriebsrat in dem Angebot an Alstom die Möglichkeit, Kompetenzen zu bündeln, so Steinborn weiter: "Ein Zusammengehen kann Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Energiesektor auf deutscher und europäischer Ebene verbinden und somit eine sichere Basis für die Beschäftigten schaffen. Allerdings dürfen dabei mögliche Überschneidungen nicht zu Lasten der Belegschaft gehen. Wir erwarten bei einer Zusammenführung nach wie vor, dass keine Standorte gegeneinander ausgespielt und eine einseitige Verlagerung angestrebt wird, sondern dass die bei Siemens bestehenden Garantien für die deutschen Arbeitsplätze gegeben werden."

... und mit industrie- und beschäftigungspolitischer Perspektive

Jürgen Kerner, geschäftsführendes IG Metall-Vorstandsmitglied und Siemens-Aufsichtsrat, stellte in einer ersten Reaktion ebenfalls die die Interessen der Beschäftigten von Siemens und Alstom sowie industriepolitische Aspekte in den Mittelpunkt: "Alstom wird nicht einverleibt, sondern bleibt nach dem Angebot von Mitsubishi Heavy Industries und Siemens als gestärkter Konzern unter eigener, europäischer Führung erhalten. Dort wo die Kompetenzen der Mitarbeiter von Siemens und Alstom gebündelt werden, muss eine tragfähige industrie- und beschäftigungspolitische Perspektive entwickelt werden."

Wie Alstom und die französische Regierung das Angebot im Vergleich zu dem von Siemens-Wettbewerber General Electric bewerten, muss sich nun zeigen. Joe Kaeser und MHI-CEO Shunichi Miyanaga führen dazu entsprechende Gespräche in Frankreich. Kaeser jedenfalls gibt sich überzeugt von der Tragfähigkeit der Pläne: "Dieser Schritt wäre eine Win-Win-Lösung für alle Beteiligten."

[Update 13 Uhr:] Im Zusammenhang mit dem Besuch Kaesers bei Frankreichs Premierminister François Hollande legte Siemens laut einer weiteren <link http: www.siemens.com press de pressemitteilungen _blank external-link-new-window>Pressemitteilung noch ein image-wirksames Angebot obendrauf: 1.000 französische Jugendliche sollen im Falle der Übernahme des Gasgeschäfts in den nächsten Jahren zusätzlich in technischen und kaufmännischen Berufen an Standorten von Siemens und Alstom in Frankreich und grenznah ausgebildet werden. Kaeser gab sich beim Verkünden dieses Zusatzes betont großherzig: "Wir wollen damit ein Zeichen setzen und vielen jungen Menschen in Frankreich eine gute Möglichkeit für ihre Ausbildung anbieten."