Siemens Dialog
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02.05.2024, 20:05 Uhr

"Arbeitnehmer sind die besseren Aktionäre"

  • 26.08.2009
  • Allgemein

Der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber erklärt in einem Interview, warum sich die IG Metall in manchen Firmen - zum Beispiel Opel, Daimler, Schaeffler und VW - für eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen einsetzt: "Wir wollen die Möglichkeiten der Mitwirkung der Belegschaften erweitern, die sollen etwas zu sagen haben in den Unternehmen."

Im Gespräch mit der <link http: www.faz.net s rubd16e1f55d21144c4ae3f9ddf52b6e1d9 _blank external-link-new-window>Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärte Huber, Beschäftigte seien gute Aktionäre, weil sie am langfristigen Unternehmenserfolg interessiert sind. Die Beteiligung verlangen sie als Gegenleistung für in der Krise erbrachte Opfer, wobei ihre Höhe je nach dem jeweiligen Unternehmen zwischen einem und zehn Prozent schwanken kann; und auch das ist kein zwingendes Limit, so Huber: "Und wenn die Belegschaft 20 Prozent kriegen kann, warum sollen wir dann nein sagen?"

Stabilisierung der Arbeitsplätze

Das wesentliche Interesse der ArbeitnehmerInnen an einer Beteiligung besteht in der damit verbundenen Möglichkeit, mehr Einfluss auf die Stabilisierung der Arbeitsplätze nehmen zu können. Das Modell stößt auf der Gegenseite keineswegs auf Ablehnung: "Ich habe bislang auch keinen Realkapitalisten gehört, der gegen unsere Pläne wäre. Im Gegenteil: Die Unternehmen kommen zu uns, fragen, wie wir ihnen aus der Not helfen können, gerade wegen der unverschämten Politik der Banken und Heuschrecken, deren Kreditzinsen und Forderungen sie nicht mehr tragen können."

Gegengewicht zu angelsächsischen Investoren

Dieser Prozess verstärkt sich naturgemäß besonders in der Krise, so dass die Anzahl der Anfragen von Unternehmensseite stetig ansteigt. Die IG Metall reagiert vor allem auf diesen Bedarf, wobei auch eine grundsätzliche Idee im Spiel ist: "Wir brauchen ein Gegengewicht gegen den Angriff der angelsächsischen Investoren auf deutsche Unternehmen. [...] Arbeitnehmer bieten geduldiges Kapital, verfolgen ein anderes Modell als der nackte Shareholder-Value-Kapitalismus." Die Rolle der IG Metall in diesem Zusammenhang liegt auf der Hand: Sie "will ein strategischer Player im Unternehmen sein, der konzeptionell und intellektuell die Firmen nach vorne bringt und für eine nachhaltige und an langfristigen Zielen orientierte Politik sorgt."

Kein Untergang der Marktwirtschaft

Den "Untergang der Marktwirtschaft", so beruhigt Huber leicht ironisch, muss also niemand befürchten. Die beschäftigten Aktionäre werden sich zwar in der Hauptversammlung zu Wort melden, erheben aber nicht grundsätzlich Anspruch auf einen zusätzlichen Aufsichtsratssitz. Weder sie noch die IG Metall wollen zum Unternehmer werden, sondern: "Wir wollen, dass die Belegschaft zum Ankeraktionär wird. [...] Unser Ziel als Ankerinvestor ist ein Wechsel in ökologische Themen, die Verteidigung der technologischen Spitzenposition in Deutschland. Und wir wollen, dass die Leute fair beteiligt werden."

Trotz aller Erklärungen mag die F.A.S. offenbar nicht ganz von der Befürchtung lassen, dass über die Mitarbeiterbeteiligung letztlich die "Neutralisierung der Eigentümer" verfolgt wird. Und so versichert der Erste IG Metall-Vorsitzende abschließend nochmals: "Glauben Sie mir: Der Huber mit seiner IG Metall wird nicht die Macht über die deutsche Industrie erringen."


Das vollständige Interview finden Sie auf den Seiten der <link http: www.faz.net s rubd16e1f55d21144c4ae3f9ddf52b6e1d9 _blank external-link-new-window>Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.