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18.05.2024, 23:05 Uhr

Charmante Tätigkeit

  • 08.10.2007
  • Allgemein

Eine aktuelle Studie untersucht Vergütungen und sonstige Bedingungen für Tätigkeiten in Aufsichtsräten. Fazit: Das "Mehr an Verantwortung und Vergütung macht Aufsichtsratstätigkeit attraktiv" - nicht zuletzt wegen saftiger Anstiege letzterer von durchschnittlich acht Prozent im vergangenen Jahr.

Die <link http: www.towersperrin.com tp jsp _blank>Studie der Unternehmensberatung <link http: www.towersperrin.com _blank>Towers Perrin erfasst zum sechsten Mal die Vergütungen der Aufsichtsratsmitgliedern in DAX-Unternehmen (2006/2007). Berücksichtigt wurden feste Tantiemen, Langfristvergütungen sowie Sitzungsgelder und Ausschussvergütungen.

Insgesamt über 60 Millionen Euro lassen sich die DAX-Unternehmen ihre Aufsichtsräte jährlich kosten. Die Tendenz ist steigend, und zwar in Größenverhältnissen, von denen Beschäftigte in Tarifrunden nur träumen können. 2007 stieg die Vergütung im Vergleich zum Vorjahr mit durchschnittlich etwa acht Prozent noch relativ moderat, 2006 waren es stolze 16 Prozent.

Die Vorsitzenden der Kontrollgremien liegen dabei noch deutlich über den Durchschnittszahlen, hier betragen die Zuwächse in diesem Jahr rund elf Prozent. Einen unerreichten Spitzenplatz bei Erhöhungen nehmen die Aufsichtsratsvorsitzenden von Commerzbank (105%) und der Deutschen Bank (73%) ein. Letztere stellt auch absolut den bestbezahlten DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden: Clemens Börsig erhält 618.000 Euro jährlich für seine Tätigkeit.

„Unsere Studie zeigt, dass sich die Aufsichtsratsvergütung in Deutschland weiter im Sinne einer guten Corporate Governance entwickelt“, zeigt sich Michael H. Kramarsch, Managing Director Towers Perrin HR Services, zufrieden. Mit Blick auf das erreichte Vergütungsniveau sieht er für die Spitze ein wettbewerbsfähiges Niveau erreicht: „Hier halten die deutschen Werte auch einem europäischen Vergleich stand.“ In den unteren Bereichen sieht er noch Anpassungsbedarf, um die besten Fachkräfte für die Aufsichtsratstätigkeit gewinnen zu können. Dazu zählen nach Auffassung des Corporate Governance-Experten nicht mehr nur alt gediente Vorstände.

 

Noch stärkere Differenzierung der Vergütung

14 DAX-Unternehmen differenzieren zwischen der Vergütung für den Vorsitzenden, seinen Stellvertreter und das Ordentliche Aufsichtsratsmitglied im Verhältnis 2 zu 1,5 zu 1. In den letzten Jahren zeichnet sich aber ein Trend zu einer noch stärkeren Differenzierung, insbesondere für den Vorsitzenden, ab. So vergütet bereits ein Unternehmen den Vorsitz mit dem Vierfachen der Vergütung eines Ordentlichen Mitglieds, neun Unternehmen mit dem Dreifachen. „Dem Vorsitzenden kommt in der deutschen Corporate Governance eine herausgehobene Stellung zu. Er sitzt den meisten Ausschüssen vor und hält den Kontakt zum Vorstand. Bei ihm konzentriert sich die zunehmende Verantwortung, für diese Position ist auch mit dem höchsten zeitlichen Aufwand zu kalkulieren“, so Studienautor Michael H. Kramarsch, der vor diesem Hintergrund die unterschiedlichen Vergütungsniveaus auf den Funktionsebenen der Aufsichtsgremien als gerechtfertigt erachtet.

Die Arbeitnehmervertreter machen in den DAX-Aufsichtsräten einen Anteil von 44 Prozent aus, auf Grund der deutschen Mitbestimmung unerreicht im europäischen Vergleich. Die relativ hohe Zahl weiblicher Aufsichtsräte auf der Arbeitnehmerseite führt hier außerdem zu ihrem Gesamtanteil von immerhin elf Prozent; betrachtet man nur die Arbeitgeberseite, liegt die Frauenquote gerade einmal bei vier Prozent.

Zweiter Karriereweg?

Nur auf den ersten Blick kurios wirken die Betrachtungen der Studie zur Aufsichtsratstätigkeit als beruflicher Chance. Die Anforderungen an die Mandatsträger steigen in Deutschland wie auch international deutlich, so dass qualifizierte und kompetente Experten zunehmend gefragt sind. Towers Perrin sieht die Mandate daher als potenzielle Alternative für erfahrene Führungskräfte und externe Experten wie Wirtschaftsprüfer oder Juristen: "In der Kombination aus inhaltlicher und monetärer Attraktivität liegt der Charme der neuen Aufsichtsrats-Laufbahn."