Siemens Dialog
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06.05.2024, 07:05 Uhr

ERA: Zeichen der Wertschätzung

  • 12.01.2007
  • Allgemein

Ein Appell in Form eines Gastartikels zur Ersteingruppierung von Sekretärinnen bei der ERA-Einführung: "Das Berufsbild der Sekretärin – Zeichen der Wertschätzung setzen!"

Das Berufsbild der Sekretärin ist in weiten Kreisen durch Bilder des deutschen Nachkriegskinos geprägt, das merkwürdigerweise zurzeit im Fernsehen wieder eine Renaissance erlebt. Aber vielleicht ist es gar nicht so merkwürdig, weil sich im gesamten Arbeitsleben restaurative Tendenzen bemerkbar machen. An dieser Stelle wollen wir uns aber nicht damit auseinandersetzen, sondern auf die neue Rolle konzentrieren, die der Sekretärin modernen Zuschnitts zugewachsen ist, als sie Stenoblock und Schreibmaschine zur Seite geschoben hat und zur „Managerin im Backoffice“ aufgestiegen ist, wie es kürzlich in der Zeitschrift working@office hieß.

Um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen: Es geht hier nicht um die vom Arbeitgeberverband propagierte schlecht bezahlte Office-Managerin, sondern um das Berufsbild einer eigenständigen Co-Managerin, die in einer engen, fast  symbiotischen Beziehung mit ihrem Chef und/oder Abteilung eine Reihe von Aufgaben übernimmt, die Sachbearbeiter und Chef nicht mehr wahrnehmen können, weil sie sich auf ihre eigenen, ebenfalls stark veränderten und fokussierten Aufgaben konzentrieren müssen. Ein Kenner der Materie: „Ich kenne Führungskräfte, die ohne ihre Sekretärin hilflos sind“.

Nochmals working@office zu den Aufgaben der modernen „Sekretärin“:

„Im Idealfall schafft die Sekretärin das professionelle Umfeld, das der Vorgesetzte braucht, um den Job zu machen, für den er bezahlt wird. Sie hilft bei der Priorisierung, hält nach, was ihr Chef delegiert hat, vermittelt, schirmt ab, unterstützt die interne Kommunikation. Korrespondiert nach außen, führt den Terminplan, organisiert Reisen etc… Denn eine gute Sekretärin muss heute viel mehr können als noch vor zehn Jahren. Ganze Hierarchieebenen wurden abgeschafft und damit Aufgaben ins Sekretariat verlagert, die Qualifizierung auf höchstem Niveau erfordert.“

Nimmt man noch die zahlreichen Sachbearbeitertätigkeiten hinzu wie Einkauf, kaufmännisches Controlling, IKV, Unterweisungen und Hilfestellungen bei neuen Verfahren etc. etc., dann kann man nicht anders als festzustellen:

Gefragt ist ein multitaskingfähiges Multi-Talent, das in allen technischen, organisatorischen, kaufmännischen Fragen, die ihr Umfeld betreffen, auf der Höhe der Zeit ist und kompetenter Ansprechpartner, Problemlöser und Vermittler für eine ganze Reihe von Mitarbeitern, Führungskräften und Kunden sein muss.

Und dieses multitaskingfähige Multi-Talent soll nun nach dem Image der Sekretärin der 50er Jahre in ERA eingestuft werden, obwohl sie mit dieser nur noch das Etikett „Sekretärin“ gemeinsam hat? So was nennt man Etikettenschwindel!

Dabei ist ERA eindeutig: Neben den Fertigkeiten und Kenntnissen, die für die Erledigung der Aufgabe erforderlich sind, müssen auch die Einsatzflexibilität, Zusammenarbeit, Kommunikation und Handlungsspielräume des Mitarbeiters, sprich die gesamte Komplexität der Aufgabe in ihrem jeweiligen Umfeld ganzheitlich bewertet werden. Das ist der harte Kern des Tarifvertrages.

Das gegenwärtige Eingruppierungsschema für Sekretärinnen bei Siemens entspricht in keiner Weise Wortlaut und Geist des Entgelttarifvertrages und auch nicht dem modernen Berufsbild dieser loyalsten der loyalen Berufsgruppen. Wir befinden uns im Schlussspurt zur ERA-Einführung. Noch ist nicht alles Porzellan zerbrochen.

CP kann und muss jetzt ein deutliches Zeichen der Wertschätzung setzen!

(Klaus Leiteritz)