Vom 5. bis 7. November 2014 fand im spanischen Valencia die gesamteuropäische SEC-Konferenz zum Projekt „SEC-Agenda Siemens 2020“ mit 31 Teilnehmenden aus 16 EU-Ländern statt. Dieser Konferenz vorangegangen sind zwei Workshops der Agenda-Gruppe im Mai und September 2014.
Dort wurden die Vorarbeiten für die auf der Konferenz bearbeiteten Themen geleistet. Besonders intensiv diskutiert wurden die aktuellen Entscheidungen aus dem Umbau des Konzerns im Hinblick auf mögliche Konsequenzen für Standorte und Arbeitsplätze.
Siemens aktuell: Turbulente Entwicklungen bei Siemens in Europa
Die Neustrukturierung des Unternehmens ist längst nicht abgeschlossen. Zukauf, Verkauf, Abspaltung, Neuorganisation der Businessbereiche und Management-Strukturen – die gegenwärtigen Turbulenzen bei Siemens scheinen kein Ende zu nehmen. Nach dem Poker um die Zukunftsausrichtung der Sparte „Mobility“ stehen jetzt die Bereiche „Healthcare“ und „Energy“ (hier insbesondere „Power & Gas“) im Fokus struktureller Veränderungen.
Schon beschlossen ist der Verkauf des Hörgerätegeschäfts von Siemens an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Verbunden damit sind Investitions- und Arbeitsplatzzusagen durch EQT. Der Gesamtbetriebsrat von Siemens Deutschland und die IG Metall haben mit dem Siemens-Vorstand eine Vereinbarung zur Absicherung der Tarifbindung sowie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bei „Healthcare“ auch in der neuen Struktur abgeschlossen. Bis 2016 sollen in jedem Land, in dem der Bereich vertreten ist, eine eigenständig funktionsfähige Einheit von „Healthcare“ innerhalb der jeweiligen Siemens-Landesgesellschaft gebildet werden.
Im Bereich Medizintechnik werden weiterhin gravierende Veränderungen erwartet. Der Trend geht hin zu einer wesentlich stärkeren Verzahnung von Medizin- und Kommunikationstechnik und weniger Großgeräte.
Im Bereich Metalltechnologie (MT) soll das Joint Venture mit Mitsubishi im Januar 2015 starten. Für die betroffenen Standorte in Deutschland wurden Übergangsregelungen vereinbart.
Wichtig ist jetzt, dass die nationalen und europäischen Arbeitnehmervertreter bei Siemens ihre eigenen Vorstellungen von der Zukunft des Unternehmens offensiv in die Debatte einbringen.
Stimmen und Meinungen aus der Diskussion:
Reinhard Hahn (Deutschland, Siemens Team der IG Metall) betont als Grundprinzip gewerkschaftlicher Tätigkeit das standortübergreifende, gemeinsame Handeln. Dies hat umso höhere Bedeutung, da die Unternehmen systematisch eine Standortkonkurrenz hervorrufen, der entgegengearbeitet werden muss.
Margherita Milite (Italien) berichtet von der Darstellung der Veränderungen, vor allem „Healthcare“ betreffend, in Italien, die von den Arbeitnehmervertretern und den Beschäftigten als unseriös empfunden wurden.
Roy Lund (Norwegen) führt aus, dass es aktuell so viele parallele Ereignisse bei Siemens gibt, sodass die europäischen Arbeitnehmervertreter nicht in der Lage sind, informiert und zeitnah auf diese Entwicklungen zu reagieren. Er kritisiert, dass die Arbeitnehmervertreter vom Management nicht ausreichend und vollständig einbezogen werden; dies zu ändern wird eine Aufgabe in der Zukunft bleiben.
René Jensen (Dänemark) beschreibt die Unternehmenskultur als „Angstkultur“. In Dänemark wird zur Zeit gezielt dafür gesorgt, dass kritische Themen nicht angesprochen werden. Diese Problematik wurde bereits durch die Arbeitnehmervertretung gegenüber dem Management angesprochen.