Siemens Dialog
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22.05.2024, 02:05 Uhr

Geistvolles aus Erlangen

  • 15.11.2007
  • Operativ

Die Betriebszeitung "Hausgeist" des soeben von Peter Löscher zur "Seele von Siemens" gekürten Erlanger Stammhauses erscheint in einer neuen Ausgabe. Im Vordergrund stehen der geplante Konzernumbau und seine Konsequenzen, aber auch handfeste Alltagsthemen wie beispielweise die Kompetenzentwicklung oder die "Magersucht" des ÜT-Gehaltsbandes kommen nicht zu kurz.

Im Leitartikel erklärt der Betriebsratsvorsitzendes von Erlangen G, Klaus Hannemann, unter dem Titel "Das Anlagengeschäft fördern", warum Siemens im Zuge der  Neuorganisation das Anlagengeschäft nicht reduzieren und sich statt dessen stärker auf das Produkt- und Systemgeschäft konzentrieren sollte.

Mit einer solchen Kursänderung ginge nicht nur wertvolles Knowhow unwiderruflich verloren, auch strategisch beginge man einen großen Fehler: "In der hohen Komplexität liegen Herausforderungen und Verbesserungspotentiale, insbesondere in der Integration aller Teilkompetenzen und der Kommunikation aller Beteiligten untereinander. [...] Die optimale Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Kompetenzen, Interessen und Kulturen ist eine der wesentlichen Stärken der hochentwickelten Industrieländer. [...] Der Ausbau [...] erfordert zu allererst eine stärkere Einbindung der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Prozessen. Die aus den Traditionen der Siemens AG gewachsene, vergleichsweise offene Kommunikationskultur zwischen Mitarbeitern, deren Interessenvertretern und den Führungskräften des Unternehmens verschafft uns dafür ideale Voraussetzungen."

Starker Siemenskonzern...

Für die IG Metall kommtiert deren erster Erlanger Bevollmächtigte Wolfgang Niclas den bevorstehenden Umbau, der nach seiner Einschätzung "radikaler sein [wird] als alles, was unter den letzten beiden Zentralvorstandsvorsitzenden stattgefunden hat." Wo Heinrich von Pierer die konsequente Ausrichtung am Shareholder einführte, treibt Peter Löscher "diese Grundorientierung weiter, hält am Konzept des integrierten Technologiekonzerns fest und strafft die Führungsstrukturen. Die IG Metall begrüßt die Weiterentwicklung eines starken Siemenskonzerns."

Damit ist jedoch noch nicht alles gesagt: "Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat haben aber auch kritische Anmerkungen zur Zusammenlegung von „Industrie und Infrastruktur“ in den Sektor „Industrie“ gemacht. Die Infrastruktur ist eine der Stärken der Siemens AG, unzweifelhaft ein zentraler Megatrend und ein profitables Geschäft, wenn auch nicht immer im Quartalsdenken." Niclas' Fazit: "Eine Schwerpunktsetzung in vier Megatrends wäre sinnvoller gewesen, auch wenn man an die ungleichen Größen der jetzt geplanten drei Sektoren denkt." Außerdem sieht er, wie wohl so manch' anderer Beschäftigte und Interessenvertreter, noch offene und zum Teil beunruhigende Fragen: "Wie sieht die Zukunft von TS aus? Wo sind Synergieeffekte mit welchen personellen Konsequenzen zu erwarten? Soll PG als eigener Bereich fortgeführt werden?"

... mit starker Einmischung der Arbeitnehmerseite

Die Antwort weiß auch der Erlanger Bevollmächtigte nicht, wohl aber, was so oder so oberstes Gebot für Betriebsräte, Beschäftigte und Gewerkschafter ist: "Auf allen Ebenen der Interessenvertretungsarbeit tun wir gut daran, nicht blauäugig auf eine vernünftige zentrale Strategie zu warten. Einmischung und Mitsprache der Arbeitnehmer müssen Bestandteil des Zukunftskonzepts der Siemens AG werden."