"Wirtschaftskrise hält Siemens weiter im Griff", resümierte die Nachrichtenagentur Reuters vergangenen Freitag Informationen, die Siemens auf einer Analystenkonferenz und per Pressemitteilung bekanntgab. Die Interpretation ist gewagt, denn eigentlich wurde eher behutsamer Optimismus verbreitet.
Umsatz und Auftragseingang sinken, Sektorenergebnis stabil
Beim Auftragseingang rechne man im laufenden Quartal mit einem Rückgang unter rund 18 Milliarden Euro, erklärte Kaeser auf der Analystenkonferenz, weil unter anderem das Neugeschäft mit Kraftwerks- und Energietechnik nur zäh laufe; auch der Umsatz der Sektoren sinke unter das Niveau des Vorjahresquartals. Der operative Gewinn allerdings entwickele sich relativ stabil, so dass man mit einem Ergebnis zwischen 1,84 und 2,26 Milliarden Euro rechne. Die Gesamtjahresprognose werde man, wie nach dem ersten Quartal angekündigt, Ende April nochmals überprüfen.
"Bekannte Hausaufgaben"
Den Hintergrund für diese Prognosen bilden die stabile Lage bei Healthcare, der hohe Auftragsbestand von Energy und die unrerwartet frühe Erholung einzelner, vor allem kurzzyklischer Geschäfte bei Industry. Andere, langzyklische Industry-Bereiche hingegen sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels, erklärte Sektoren-CEO Heinrich Hiesinger (Foto). Damit ist der Bogen zu den im Februar präsentierten Restrukturierungsplänen geschlagen, die hoffentlich gemeint waren, als Hiesinger von den "bekannten Hausaufgaben" sprach. Eine konkretere Ausdrucksweise wäre hilfreich gewesen, denn etliche Medien interpretierten diese Formulierung sofort als Indiz, den bekannten Abbauplänen würden nochmals weitere Maßnahmen folgen - "Stellenabbau noch nicht beendet", meldete etwa <link http: de.reuters.com article topnews iddebee62p07y20100326 _blank external-link-new-window>Reuters.
B(R)IC-Strategie weiter im Fokus
Die Schwellenländer Brasilien, Indien und China stehen für Industry weiter im Fokus der Anstrengungen; Russland, wo die schwindelerregenden Wachstumsprognosen derzeit bekanntlich deutlich gedämpft werden, wurde ausnahmsweise nicht im selben Atemzug genannt. Auf den Wachstumsmärkten sei Industry exzellent positioniert und werde diese Präsenz weiterhin ausbauen, betonte Hiesinger.
Bis 2015 erwartet Siemens, dass rund ein Drittel des gesamten Wachstums der Industriemärkte aus China und Indien kommt. Ein beschäftigungspolitisch sensibler Satz unterstrich in diesem Zusammenhang das SMART-Konzept unter der Überschrift "Ausbau der Präsenz auf Wachstumsmärkten": In Asien sowie dem mittleren und nahen Osten "soll die gesamte lokale Wertschöpfung und das Produktportfolio mit spezifisch auf die Schwellenländer zugeschnittenen Lösungen erweitert werden."