Siemens Dialog
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17.05.2024, 06:05 Uhr

"Keine Zukunft für Siemensianer"

  • 10.07.2008
  • Allgemein

Der Verein der Siemens-Belegschaftsaktionäre zieht nach einem Jahr Amtszeit von Peter Löscher einer äußerst ernüchternde Bilanz: "Der mit großen Vorschusslorbeeren angetretene Vorstandsvorsitzende hat dringende unternehmenspolitische Hausaufgaben in verschiedenen Bereichen nicht gelöst."

In einer Pressemitteilung (siehe Download) unter dem Titel "Keine Zukunft für Siemensianer" stellt der <link http: www.unsereaktien.de start.htm _blank external-link-new-window>undefinedVerein, der rund 6.000 Aktionäre und acht Prozent der Anteile vertritt, seine Analyse der vergangenen Monate dar. Besonders in den Bereiche Siemens Enterprise Communications und der "Mobility"-Sparte sieht er erhebliche Probleme. Hinzu kommt die Neuorganisation, die nach Einschätzung des Vereins den Konzern nicht wie beabsichtigt schlagkräftiger macht: "Wir und die Mitarbeiter befürchten, dass dies nur dem Ziel dient, im Monopoly-Spiel auch größere Einheiten schnell verkaufen zu können."

"Wenig Positives"

Dem Versprechen an einem integrierten Elektrokonzern festzuhalten, ist, so die Befürchtung der Belegschaftsaktionäre, "wenig Glauben zu schenken." Auch die Neuorganisation des Auslandsvertriebs sieht man kritisch, da sie zu einer zusätzlichen Management-Ebene und schwer überschaubaren Mehrfachverantwortungen für Sektoren und Regionen geführt habe: "Dies lässt für das Auslandsgeschäft wenig Positives erwarten, führt nicht zu mehr Transparenz, sondern allenfalls zu einer Verunsicherung der Kunden."

Verlust an Erfahrungsträgern

Der organisatorische Umbau habe "offensichtlich bereits zu einem hohen Verlust an Erfahrungsträgern geführt", fährt die Kritik fort: "Wenn der Vorstandsvorsitzende meint, er müsse eine so genannte Lehmschicht beseitigen, irrt er gewaltig. Denn gerade das Middle-Management sorgt dafür, dass das Tagesgeschäft weiterläuft, dass weiterhin Umsatz und Auftragseingang generiert wird, wo ansonsten organisatorischer Wirrwarr und zweifelhafte strategische Entscheidungen das Geschäft erschweren."

"Trauerspiel" G&A-Programm

Als noch schlimmer empfindet der Verein jedoch den Vertrauensverlust, den der neue Vorstand und sein Vorsitzender inzwischen durch "ein nicht akzeptables Vorgehen im Rahmen des so genannten G&A-Programms zur Verringerung der Verwaltungskosten" bei den Mitarbeitern erlitten haben: "So ist es ein Trauerspiel, dass zur Profitsteigerung nichts anderes einfällt als umfangreicher Personalabbau. Von einem innovativen Unternehmen werden zu Recht andere Lösungen erwartet. Da der Vorstandsvorsitzende offensichtlich bereits 2009 die Maßnahmen umsetzen will, darf ein sozialverträglicher Abbau, der Zeit braucht, schwerlich erwartet werden.

Gute Aufklärungsarbeit, aber...

Unter dem Strich sehen die Belegschaftsaktionäre nur einen positiven Aspekt des ersten Jahres unter Peter Löscher, die konsequente Aufarbeitung der Korruptionsaffäre. Und selbst da gibt es Einschränkungen: "Dies geschieht allerdings um den Preis, dass den amerikanischen Kanzleien ein Freiraum eingeräumt wurde, der einer Gelddruckmaschine gleicht. [...] Ein Ende ist nicht abzusehen. Mehrfachuntersuchungen und auch ein mangelnder Feedback sind offensichtlich an der Tagesordnung und haben zu einer tiefen Verunsicherung der Belegschaft geführt."