Siemens Dialog
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29.04.2024, 21:04 Uhr

Kosten runter, Produktivität rauf

  • 21.07.2005
  • Allgemein

Anzahl der Arbeitsplätze in der M+E-Industrie geht trotz moderater Entgeltentwicklung und sinkender Lohnstückkosten zurück - Gesamtmetall auf Distanz zu Unionsplänen für Tarifreform

Wie der Arbeitgeberverband Gesamtmetall in seinem aktuellen <link http: www.gesamtmetall.de gesamtmetall meonline.nsf id _blank>Bericht zur wirtschaftlichen Lage mitteilt, ist in den ersten Monaten des Jahres "der Freisetzungsprozess neu in Gang gekommen", mit anderen Worten: allein seit April gingen 25.000 Arbeitsplätze verloren. Die Bruttomonatsverdienste stiegen im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 1,2 Prozent, wobei rund 0,2 Prozent als statistischer Effekt des wachsenden Anteils der Angestellten abgezogen werden müssen. Die Lohnkosten pro Arbeitsstunde stiegen um 1,4 Prozent, die Produktionsleistung mit fast 4,5 Prozent um mehr als das dreifache. Unter dem Strich führt das zu einem Absinken der für die Wettbewerbsfähigkeit maßgeblichen Lohnstückkosten um solide 2,9 Prozent. Für die Arbeitgeber besteht also kein Grund zum Lamentieren, zumal die günstigen Faktoren in einer Produktionssteigerung von fünf und einem Auftragsplus von 2,5 Prozent niederschlagen.

In der Diskussion um Stellung und Einfluss der Gewerkschaften gehen Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser und die neue Hauptgeschäftsführerin Heike Maria Kunstmann derweil auf Distanz zu den Plänen in Union und FDP, die Tarifautonomie einzuschränken. Gegenüber den <link http: www.stuttgarter-nachrichten.de stn page detail.php _blank>Stuttgarter Nachrichten erklärte Kannegiesser, es sei aus Sicht der Arbeitgeber "falsch, Betriebsräte grundsätzlich zur Tarifpartei zu machen", denn damit bekämen sie "einen völlig anderen Charakter, der auf Dauer [...] nicht den Interessen von Arbeitnehmern und Betrieben dient. Einige Politiker erkennen nicht, dass es nicht funktioniert, wenn der Flächentarifvertrag stehen bleibt und die Betriebe sich davon beliebig wegbewegen." Gesamtmetall plädiere zwar für tarifvertragliche Öffnungsklauseln, trete aber grundsätzlich weiter dafür ein, "immer auch mit den Tarifparteien und speziell den Gewerkschaften" zu reden. Kommt es allerdings dabei zu keiner Einigung, wünscht sich Kannegiesser "einzelvertragliche Vereinbarungen nach Regelabsprachen mit dem Betriebsrat." Änderungen des Betriebsverfassungsgesetz hält er für "nicht erforderlich."

Ins selbe Horn stieß Hauptgeschäftsführerin Kunstmann gegenüber der <link http: www.sueddeutsche.de _blank>Süddeutschen Zeitung. Sie bezeichnete es als "gefährlich, die Arbeitnehmervertreter durch Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes gleichsam zur Tarifpartei zu machen." Den aktuellen Unionsvorschlag lehne man "mit guten verfassungsrechtlichen und auch aus praktischen Gründen ab", da er Unfrieden in die Betriebe trage - "dort soll aber nicht gestritten, sondern gearbeitet werden." Ungewohnte Töne hatte Kunstmann, die erst im April aus einem Unternehmen ohne Tarifbindung an die Spitze der Geschäftsführung des Verbands gewechselt hatte, für das Tarifsystem an sich parat: die deutsche Metall- und Elektroindustrie stehe schließlich "in der Beschäftigungsbilanz keineswegs schlechter da als die Unternehmen der gleichen Branche in Ländern ohne Tarifsystem."