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26.04.2024, 03:04 Uhr

Kürzere Vollzeit, längere Teilzeit

  • 02.03.2012
  • Allgemein

... wünschen sich deutsche ArbeitnehmerInnen laut einer Analyse anhand des Sozio-ökonomischen Panels. Die tatsächlichen Arbeitszeiten weichen demnach deutlich von den bevorzugten ab; insgesamt werden die Arbeitszeiten als zu lang empfunden.

Längere Arbeitszeiten ...

Was die <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window hbs>undefinedHans Böckler-Stiftung berichtet, steht im Gegensatz zu zwei aktuellen Vorstößen. Die Bundesagentur für Arbeit empfiehlt mit Blick auf die demografische Entwicklung längere Arbeitszeiten, die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie wünschen sich zur Erhöhung der Flexibilität eine Ausweitung der Quoten von Beschäftigten, die mehr als die tariflich festgeschriebenen 35 Stunden pro Woche arbeiten.

... versus Verkürzungswunsch

Die Bedürfnisse der Beschäftigten hingegen gehen eindeutig in einer andere Richtung. Wie die <link http: www.diw.de de diw_01.c.100293.de ueber_uns ueber_uns.html _blank external-link-new-window diw>undefinedDIW-Forscherin Elke Holst und der ehemalige Leiter des <link http: www.boeckler.de index_wsi.htm _blank external-link-new-window wsi>undefinedWSI, Hartmut Seifert, bei einer Analyse von Daten des <link http: www.diw.de deutsch soep _blank external-link-new-window>undefinedSozio-ökonomischen Panels herausgefunden haben, empfinden ArbeitnehmerInnen die Arbeitszeiten generell als zu lang. Dabei wollen Vollzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit gerne reduzieren, viele Teilzeitbeschäftigte dagegen aufstocken.

Im untersuchten Jahr 2009 mussten Männer durchschnittlich 3,6 und Frauen 1,6 Wochenstunden länger arbeiten als erwünscht. In der Praxis dürften eine der Ursachen dafür die geleisteten Überstunden sein: Männer arbeiteten im Schnitt 4,3 Stunden länger als im Vertrag vorgesehen, Frauen 2,1 Stunden. Das Fazit der Forscher liegt auf der Hand: "Ein wesentlicher Schritt wäre getan, wenn Überstunden und Mehrarbeit vermieden und die vereinbarten Arbeitszeiten eingehalten würden."

Alternative Gestaltungsspielraum

Der verbreitete Vorschlag, einen potenziellen Fachkräftemangel ausgerechnet mit der Ausweitung der Arbeitszeit zu bekämpfen, erscheint unter diesen Vorzeichen kontraproduktiv. Die Wissenschaftler plädieren statt dessen für größere Gestaltungsspielräume, zum Beispiel Wahlarbeitszeiten mit individuellen Abweichungsmöglichkeiten von der Regelarbeitszeit. Das würde gleichzeitig der Forderung nach alterns- und familiengerechter Arbeit entgegenkommen, Erwerbsarbeit also besonders für Frauen und ältere Arbeitnehmer wieder attraktiver machen.

Holst und Seifert sind der Ansicht, dass sich eine solche Arbeitszeitgestaltung letztlich wohl positiv auf das gesamte Erwerbspotenzial auswirken würde. Nach ihrer Überzeugung erfüllten sie nicht nur die tatsächlichen Bedürfnisse der Beschäftigten, sondern wären auch "im Hinblick auf Effekte beim Arbeitskräfteangebot eine zielführende Alternative zu generellen Arbeitszeitverlängerungen".