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17.05.2024, 10:05 Uhr

Schließungspläne bei Osram

  • 25.02.2008
  • Konzern

Angesichts des aktuellen Wirbels um SEN gerät eine Nachricht zu Osram in Traunreut beinah in den Hintergrund - für die Betroffenen selbst ist sie allerdings noch deutlich wichtiger. Sie wurden vergangene Woche überraschend informiert, dass die Fertigung in ihrem Betrieb mit rund 120 Beschäftigten geschlossen werden soll.

Am Mittwoch teilte Osram seine Pläne mit, die Fertigung bis Mitte 2009 ins italienische Treviso zu verlagern; etwa 50 bis 60 Arbeitsplätze in der Entwicklung und den entwicklungsunterstützenden Abteilungen sollen hingegen bleiben. Die Traunreuter Belegschaft erwirtschaftet schwarze Zahlen und ist in der Vergangenheit immer mit viel Flexibilität auf die betriebswirtschaftlichen Anforderungen eingegangen - umso größer sind nun Enttäuschung und Unverständnis.

Eigentlicher Hintergrund der Pläne Osrams ist die Verlagerung von Kapazitäten aus Treviso an den chinesischen Standort Panyu. Wirtschaftlich ist Osram mit einem Ergebnis von 492 Millionen Euro und sieben Prozent Umsatzsteigerung in 2007 alles andere als in einer kritischen Lage die Traunreuter Fertigung soll offenbar den Abzug aus Italien ausgleichen, wo die Beschäftigung mit 700 Stellen konstant bleibt.

Den 120 Betroffenen will Osram laut Arbeitsdirektor Kurt Gerl nach Möglichkeit alternative Arbeitsplätze im Unternehmen anbieten. In Frage kommen dabei offenbar das knapp 250 Kilometer entfernte Regensburg und, wenn man der eigenen Arbeitsstelle bis über die Alpen nachreisen will, Treviso. Wirklich realistisch ist für die Mehrheit der Betroffenen, bei der es sich um Frauen in Teilzeitbeschäftigung mit Familie handelt, keine der beiden Möglichkeiten: "Diese Kolleginnen können nicht für einen Teilzeitjob an andere Standorte fahren, geschweige denn ihre Kinder mitnehmen", weiß man im Betriebsrat. Artur Fischer, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Rosenheim, sieht auch keine anderen Alternativen in Traunreut: "Ich weiß nicht, wo diese Arbeitsplätze hier sein sollen."

Entsprechend schlecht ist die Stimmung bei den Mitarbeitern, bei denen verständlicherweise Existenzängste entstehen. Betriebsräte und IG Metall wollen nun als erstes Zahlen des Unternehmens einholen und die wirtschaftliche Notwendigkeit durch einen Sachverständigen prüfen lassen. Artur Fischer hat erhebliche Zweifel an ihr, zumal das enge Zusammenspiel von Entwicklung und Fertigung bisher immer als großer Vorteil des Betriebs galt, der mit einer Verlagerung aufs Spiel gesetzt würde.