Siemens Dialog
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27.07.2024, 06:07 Uhr

Siemens im Umbruch - Risiken für Arbeitsplätze in Europa

  • 31.05.2014
  • Konzern

Ist das Personalabbauprogramm „Siemens 2014“ beendet? Der neue Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser hat im Mai 2014 eine strategische Neuausrichtung des Konzerns angekündigt. Das Programm „Vision 2020“ soll Siemens zu einer neuen Struktur und Zukunftsausrichtung verhelfen.

SEC – Agenda – Workshop am 26.05.2014 in Budapest.

Das Auftakttreffen der europäischen SEC-Projektgruppe am 28.05.2014 in Budapest zeigt: An den europäischen Standorten ist diese neue „Vision“ noch nicht angekommen. Beispiel Italien: Die SEC-Vertreterin, Margherita Milite, berichtet, dass die Kostensenkungs-Maßnahmen aus dem „Loescher"-Sparprogramm „Siemens 2014“ ungebremst weiter stattfinden. Eine Stabilisierung oder gar Neuausrichtung der italienischen Standorte kann sie nicht feststellen. Im Gegenteil: Die aus Deutschland kommenden Meldungen haben eine große Verunsicherung und Arbeitsplatzängste bei den Beschäftigten ausgelöst.

Die Nachrichten aus der Siemens-Zentrale haben bislang vor allem eines bewirkt: Unsicherheit und fehlende Transparenz bei den Beschäftigten in ganz Europa. Wie soll der Umbau des Konzerns aussehen? Bis 2020, so der Kaeser-Plan, sollen 30 Prozent der Divisionen und Geschäftseinheiten außerhalb Deutschlands angesiedelt werden. Das Margendenken geht weiter: Die Änderungen in der Organisationsstruktur sollen bis zum Geschäftsjahr 2016 eine Einsparung von 1 Mrd. Euro einbringen. Die vier bisherigen Sektoren, mit Ausnahme des Medizingeschäfts, sollen in neun Bereiche aufgeteilt werden. „Verschlankung“ auf den Verwaltungsebenen soll Synergien erzeugen und den Konzern wirtschaftlich voranbringen. Die Beschäftigten bei Siemens haben ihre eigenen Erfahrungen mit derartigen Umbauprogrammen. Das Ergebnis bedeutete dann immer: Verkaufen, ausgliedern, schließen und massiver Personalabbau. Die „Visionen“ aus dem Management endeten stets darin, die Attraktivität des Konzerns für den Finanzmarkt zu stärken.

Mit der europäischen SEC-Strategie „Agenda Siemens 2020“ wird das Siemens Europe Committee jetzt eigene europäische „Visionen“ für Zukunftsentwicklungen in der europäischen Siemens-Gruppe erarbeiten und in die Diskussion einbringen. Visionen, die mit vernünftigen Strategien, echten Innovationen und ausreichenden Investitionen für sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze sorgen, sind dringend nötig. Dazu braucht es eine nachhaltige Unternehmensentwicklung mit sinnvollen Strukturreformen, die z.B. Komplexität reduziert, Bürokratie minimiert, Innovationen ermöglicht, Prozesse integriert, Beteiligung und Qualifikation der Beschäftigten fördert.

Für das SEC bedeutet dies in erster Linie: Siemens muss seine Innovationskraft stärken und als integrierter Industriekonzern erhalten bleiben. Nur dann ist es möglich, qualifizierte Arbeit zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gefordert ist ein europäisches Investitions- und Innovationsprogramm sowie eine strategische Personalplanung zur langfristigen Absicherung der damit verbundenen Zielsetzungen.