Siemens Dialog
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09.05.2024, 00:05 Uhr

Statt Lohnzurückhaltung höhere Abschlüsse

  • 15.09.2010
  • Allgemein

... empfiehlt der 'Wirtschaftsweise' Peter Bofinger im Zuge der Diskussion, ob sich Deutschland auf dem Weg aus der Krise schon wieder höhere Entgelte leisten kann. Ähnlich wie er stehen nicht nur viele Gewerkschaften zu dieser Frage, sondern auch ein Großteil der Beschäftigten - laut einer aktuellen Forsa-Umfrage sind es solide 86 Prozent.

Wirtschaftsweiser Bofinger.

Demonstrationen und Streiks denkbar

Laut einer repräsentativen Umfrage des <link http: www.forsa.de _blank external-link-new-window forsa>undefinedForsa-Instituts im Auftrag des Fernsehsenders RTL sind 86 Prozent der Arbeiter und Angestellten der Ansicht, eine Lohn- oder Gehaltserhöhung zu verdienen. Die Mehrheit denkt dabei an eine Steigerung von drei bis fünf Prozent; drei Viertel der Befragten finden Demonstrationen und Streiks in Ordnung, wenn Firmen, die nach der Krise wieder hohe Gewinne machen, entsprechende Forderungen nicht erfüllen wollen.

"Wir sind stark, wir sind Premium"

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger empfiehlt unterdessen eine Entgeltsteigerung um drei Prozent. Seine Begründung: "Wir sind stark, wir sind Premium, also können wir auch höhere Löhne zahlen. Statt Lohnzurückhaltung sind wieder höhere Abschlüsse gefragt." Wenig hält er vom gern benutzten Argument, damit würde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft gefährdet: "Der Absatz hätte nicht gelitten, wenn wir in den letzten zehn Jahren jeweils ein Prozent mehr Lohn drauf gelegt hätten. Wer in Amerika für den Mercedes 50.000 Dollar ausgibt, zahlt dafür auch 51.000 Dollar."

Gegenwind kommt erwartungsgemäß vom arbeitgebernahen Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft (<link http: www.iwkoeln.de _blank external-link-new-window iw>undefinedIW). Dessen Direktor Michael Hüther warnte vorsorglich, man werde gegen Jahresende erst 80 Prozent des Konjunktureinbruchs der Krise aufgeholt haben, so dass es "keine Lohnnachschläge auf breiter Front" geben dürfe. Ganz uneingeschränkt mag allerdings selbst er nicht gegen die Realität anreden, weshalb er Einmalzahlungen oder Gewinnbeteiligungen anregt.

Neue Elemente statt alter Rituale

Last but not least meldete sich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle zum Thema zu Wort, und sei es nur, um zu betonen, er respektiere die Tarifautonomie und gebe daher keine Empfehlung ab. Da er vor seiner Amtsübernahme stets ganz vorn in der Defensive gegen Entgeltsteigerungen stand, kann er sich einen Ratschlag dennoch nicht verkneifen: "Als Volkswirt würde ich statt des üblichen Rituals gern neue Elemente sehen" - gemeint sind "Kriterien der Vermögensbildung, Alterssicherung und der Teilhabe". An mangelnder Flexibilität der Gewerkschaften soll das, wie die IG Metall im vergangenen Jahr gezeigt hat, nicht scheitern - wenn das Ergebnis für die Beschäftigten unter dem Strich stimmt.