Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/wir-verlangen-einen-fairen-anteil
19.05.2024, 05:05 Uhr

"Wir verlangen einen fairen Anteil"

  • 16.10.2008
  • Allgemein

Die Tarifrunde läuft, und eine Annäherung ist vorerst nicht in Sicht. Statt dessen werden in den Verhandlungen und in der Öffentlichkeit Argumente ausgetauscht. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie hoch die Erhöhung angesichts der wirtschaftlichen Lage ausfallen sollte. Ein aktuelles Flugblatt informiert darüber, wie es damit bei Siemens aussieht.

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie und damit auch für die Siemensianer einschließlich RD und SIS acht Prozent mehr Entgelt. Sie argumentiert mit der exzellenten Situation der meisten Unternehmen und zählt dabei auch Siemens zu den Gewinnern. Gleichzeitig unterstreicht sie, dass die Inflation die Lohn- und Gehaltserhöhungen aufgefressen hat, die Unternehmen in den letzten Jahren immer mehr verdient haben und die Aussichten längst nicht so schlimm sind, wie es die Arbeitgeber behaupten (siehe Grafik unten).

"Die ‚Acht' ist mehr als berechtigt"

Der Erste Vorsitzender der IG Metall Berthold Huber fasst in den aktuellen Siemens Nachrichten zur Tarifrunde zusammen: "Die ‚Acht' ist mehr als berechtigt. Sie ist sozial vernünftig und ökonomisch erforderlich. Gerade in instabilen Zeiten müssen wir die Binnenkonjunktur stabilisieren. Da hilft die Erhöhung der Einkommen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Deshalb die ‚Acht'."

"Siemens kann sich eine kräftige Erhöhung sehr gut leisten"

Ralf Heckmann, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG, geht ausführlich auf die Situation speziell bei Siemens ein: "Siemens kann sich eine kräftige Erhöhung der Löhne und Gehälter sehr gut leisten. In den vergangenen Jahren haben wir ein Rekordergebnis nach dem anderen verbucht, das sich in der Lohnentwicklung nur abgeschwächt niedergeschlagen hat."

Siemens steht nicht nur aus seiner Sicht wirtschaftlich auf einem stabilen Fundament: "Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, das Geschäft ist zu weiten Teilen nicht von kurzfristigen Konjunkturschwankungen abhängig. Die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr wird trotz aller Turbulenzen zufriedenstellend
ausfallen, während die Ziele für 2009 derzeit regelmäßig bestätigt werden" - unter anderem von CEO Peter Löscher am sechsten Oktober im "Tagesspiegel" (siehe Wetterfest, grün und zuversichtlich).

Den Erfolg erzeugen die Beschäftigten

Diese gute Situation, so Heckmann weiter, ist vor allem den Beschäftigten zu verdanken: "Sie sind es, die mit Motivation, Engagement und überdurchschnittlicher Leistung den Grundstein für den Unternehmenserfolg legen. Dafür verdienen sie es, an diesem Erfolg so beteiligt zu werden, dass sie es im Portemonnaie deutlich spüren können."

Finanzkrise: nicht wirtschaftlich begründet, sondern Folge der Gier

An dieser Forderung ändert auch die Finanzkrise nichts, die derzeit den Aktienkurs mit nach unten reißt. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende betont, das dies nichts mit wirklichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Unternehmen zu tun hat, sondern die Folge ungehemmter Gier an den Kapitalmärkten ist, und fügt hinzu: "Dazu muss man ganz klar sagen: Nicht wir haben diese Krise verursacht. Die Verursacher sind Finanzjongleure, die mit allen Mitteln immer schneller immer riesigere Gewinne aus dem Markt pressen wollten." Sein Fazit lautet daher: "Wir sollten uns jetzt nicht dazu missbrauchen lassen, die Rechnung für diese skrupellosen Manöver zu zahlen. Wir verlangen einen fairen Anteil am Erfolg von Siemens!"