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06.05.2024, 02:05 Uhr

Wetterfest, grün und zuversichtlich

  • 10.10.2008
  • Allgemein

Peter Löscher ist derzeit unter anderem damit beschäftigt, nach dem Konzernumbau, während des AUB-Prozesses und im Schatten der Finanzkrise Siemens' Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu verbessern. Der CEO übt sich dazu kurz vor Vorlage der Jahresbilanz in moderater Zuversicht und zeigt sich ein weiteres Mal diplomatisch: Auch für das deutsche Tarifsystem gibt es lobende Worte.

Wetterfeste Zuversicht

Im Interview mit dem "<link http: www.tagesspiegel.de wirtschaft _blank external-link-new-window>undefinedTagesspiegel" gibt sich Löscher beruhigt über die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens und rechtfertigt gleichzeitig den umstrittenen Konzernumbau: "Wir waren die Ersten, die auf die aufziehenden Gewitterwolken hingewiesen haben. Wir haben unseren Konzern wetterfest gemacht, als die Sonne noch schien."

Als Pluspunkt weist er auf die Neuausrichtung in den Sektoren und Siemens' konservative Finanzpolitik, mit der man sich "signifikante Liquiditätspolster" und günstige Kreditlinien gesichert habe. Die Finanzkrise, deren mögliche Folgen für die so genannte Realwirtschaft immer mehr diskutiert werden, zeige daher noch keine wesentlichen Einflüsse. Auch über die Zukunft im wichtigen US-Markt macht er sich keine größeren Sorgen: "Die USA bleiben für uns ein Wachstumsmarkt."

Keine kurzfristigen Einbußen

In einigen Bereichen werde sich das Wachstum dort zwar abschwächen, aber dafür sei Siemens gewappnet: "Man darf aber nicht übersehen, dass weltweit 70 Prozent unseres Produktportfolios auf Infrastrukturmaßnahmen mit langfristigen Zyklen basieren. Von kurzfristigen konjunkturellen Schwankungen sind wir daher insgesamt nicht so sehr betroffen."

Ähnlich bewertet der Vorstandsvorsitzende das Wachstum in Deutschland. Für sein Ziel, doppelt so stark wie die Weltwirtschaft zu wachsen, ist er dennoch, konjunkturelle Entwicklung hin oder her, "mehr als zuversichtlich". Dickes Lob in diesem Zusammenhang erhält Berlin, wo sich die Produktion durch die Kombination von Forschung, Entwicklung und Fertigung sowie globaler Vernetzung hervorragend entwickle.

Auf diese Weise, der Hinweis darf mit Blick auf Kritik am Stellenabbau nicht fehlen, werde Siemens auch auf neue Stellen schaffen - "obwohl wir in der Verwaltung Arbeitsplätze abbauen". Man wird sehen, ob diese Ankündigung Wirklichkeit wird.

Standortvorteil Tarifpartnerschaft

Zur Tarifrunde 2008 äußert sich Löscher im Vergleich zu seinen Vorgängern äußerst diplomatisch: "Wir müssen um so viel besser sein, wie wir teurer sind." Dazu gibt es ein klares Bekenntnis zum deutschen Tarifsystem: "Tarifpartnerschaft und -autonomie sind große Stärken des Standorts Deutschland."

Eher ausweichend wirkt die Antwort auf die Frage, inwiefern ein stetig sinkender Aktienkurs und der hohe Streubesitz das Risiko erhöhen, ins Visier von Hedgefonds oder großen staatlichen Investoren zu geraten. Löscher betont Siemens' Eigenschaft als "grundsolides Unternehmen" mit einem vergleichsweise konjunkturresistenten Portfolio; Konkreteres ist dazu nicht zu erfahren.

"Hervorragend unterwegs"

Lieber sind ihm da offenbar schon Umwelt- und Klimaschutz als Wachstumsfeld. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sei man hier erneut "hervorragend unterwegs" gewesen, und: "Siemens ist grün. Siemens wird noch grüner." Dass dabei auch die umstrittene Kernenergie eine wesentliche Rolle für Siemens spielt, tut dieser Begrünung aus seiner Sicht keinen Abbruch: "In der Welt gibt es eine Renaissance der Kernkraft. Und Nuklearenergie gehört genauso wie fossile und erneuerbare Energien zum Energiemix der Zukunft." In die politisch heikle Diskussion über den Atomausstieg hierzulande mag er sich dennoch zumindest öffentlich lieber nicht einmischen: "Wir alle kennen die diesbezügliche Situation in Deutschland. Sie ist, wie sie ist."

Das vollständige Interview finden Sie <link http: www.tagesspiegel.de wirtschaft _blank external-link-new-window>undefinedHIER auf den Internet-Seiten des "Tagesspiegels".