Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/ausweitung-der-kurzarbeit
08.05.2024, 23:05 Uhr

Ausweitung der Kurzarbeit

  • 12.02.2009
  • Allgemein

In der Flut negativer Nachrichten zu den Folgen des Konjunktureinbruchs räumt auch Siemens ein, dass es nicht bei den bereits bekannten Maßnahmen zu deren Abwehr bleiben wird; die demonstrative Zuversicht der vergangenen Wochen wird etwas relativiert. Der Arbeitnehmerseite konzentriert sich darauf, die Auswirkungen für die Beschäftigten abzufedern.

Bis zum April könnten nach den meisten Meldungen 7.400 Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen sein; diese Zahl setzt sich offenbar aus der Bestätigung, derzeit seien es 4.600, und der Angabe von Arbeitsdirektor Siegfried Russwurm zusammen, bis April kämen weitere 2.800 dazu. Die "Süddeutsche Zeitung" <link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft text _blank external-link-new-window>undefinedmeldet gar, nach ihren Informationen könnten es bis dahin womöglich 10.000 Betroffene werden; in der Tat zeichnet sich eine deutliche Ausweitung ab, deren genau Bezifferung allerdings kaum möglich ist.

Interessenvertretung spät informiert

Der Gesamtbetriebsrat, der diese Woche drei Tage am Standort Perlach (Foto) tagte, wurde darüber nicht eben früh informiert. Eine Woche nach der Hauptversammlung, auf der der Vorstand suggerierte, Siemens werde von der Krise in absehbarer Zeit kaum betroffen, kam die Ankündigungvon Kurzarbeit in den ersten drei Standorten für die Interessenvertreter im Wirtschaftsausschuss überraschend.

Rasante Entwicklung

Seitdem ändern sich die Meldungen über betroffene Standorte nicht nur wöchentlich, sondern täglich, zuweilen fast stündlich. Angesichts dieses Tempos sind exakte Prognosen nicht einfach; für Erlangen F80 beispielsweise gingen Außenstehende noch von rund 500 betroffenen Beschäftigten aus, als der örtliche Betriebsrat bereits mit bis zu 2.000 zu rechnen begann.

Fest steht vor diesem Hintergrund vor allem, dass es bei der Kurzarbeit weder nur um einige wenige Betriebe geht, noch dass sie ausschließlich Fertigungen beziehungsweise gewerbliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrifft. Sicher ist auch, dass sowohl Betriebe der Siemens AG als auch ihrer Töchter gleichermaßen erfasst werden.

"Folgen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abfedern"

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler fasst die Situation aus Sicht des Gremiums zusammen: "Der Gesamtbetriebsrat ist sich über die Gefahr im Klaren und arbeitet jetzt mit Hochdruck daran, die Folgen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzufedern." Momentan bedeutet dies unter anderem, dass eine Projektgruppe übergreifende Kriterien für beschäftigungssichernde Maßnahmen erarbeitet. Diese sollen dann als Eckpunkte für Maßnahmen auf betrieblicher Ebene mit dem Unternehmen vereinbart werden. Ein wesentlicher Grundsatz wird dabei sein, ausnahmslos die Maßnahmen zu wählen, die mit den geringsten Einbußen für die Beschäftigten verbunden sind.

Abschließend lässt sich derzeit also vor allem feststellen, dass die Krise auch an Siemens nicht so spurlos vorbeigehen wird, wie das seit ihrem Beginn im November 2008 gern dargestellt wurde. Die Arbeitnehmerseite setzt sich dafür ein, dass dies nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Zu guter Letzt wirkt im Zusammenhang mit - momentan rein theoretischen - Worst Case-Szenarien beruhigend, dass IG Metall und Gesamtbetriebsrat im vergangenen Jahr den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis September 2010 erreicht haben.