Siemens Dialog
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27.04.2024, 12:04 Uhr

"Vertrauensvolles Miteinander"

  • 16.03.2009
  • Allgemein

Nach schrittweisem Einräumen der theoretischen Möglichkeit geht Siemens nun unverblümt von einer Ausweitung der Kurzarbeit aus. Der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher betont dabei die Bedeutung der Qualifizierung und bestätigt die Aufzahlung des Kurzarbeitergeldes. Geradezu enthusiastisch äußert er sich zu Mitbestimmung und gesellschaftlicher Verantwortung.

Im Interview mit der "<link http: www.neue-oz.de information noz_print wirtschaft _blank external-link-new-window>Neuen Osnabrücker Zeitung" erklärte Löscher, die aktuelle Wirtschaftskrise sei hinsichtlich ihrer Wucht, globalen Ausprägung und Geschwindigkeit die größte dieser Generation. Siemens spüre dies besonders im industrienahen Geschäft und bei Osram; gleichzeitig betont er erneut, ein längerfristig ausgerichtetes Portfolio und ein vergleichsweise guter Geschäftsjahresbeginn seien "ein großer Vorteil".

Umfang der Kurzarbeit wird weiter zunehmen

Kurzarbeit bezeichnete der CEO als "wichtiges Instrument zur Arbeitsplatzsicherung" und kündigte praktisch offen an, wovon Arbeitsdirektor Siegfried Russwum in der Vorwoche gesagt hatte, es würde ihn "nicht wundern": "Wir müssen davon ausgehen, dass der Umfang der Kurzarbeit auch bei uns noch weiter zunehmen wird." In diesem Zusammenhang wies er auf die in der Gesamtbetriebsvereinbarung festgelegte Verpflichtung hin, solche Phasen für Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen. Auch die ebenfalls dort vereinbarte Aufzahlung des Kurzarbeitergeldes auf 85 Prozent des Nettolohns bleibt uneingeschränkt: "Wir sind auch hier in einer Vorreiterrolle und stellen uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung."

Konsequenzen für die Ergebnisziele?

Wohl auch mit Blick auf die Motivation seiner MitarbeiterInnen hob Löscher in diesem Zusammenhang deren Bedeutung hervor. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, so die Rechnung, brauche Siemens motivierte und gut qualifizierte Beschäftigte: "Es ist für uns wichtig, dass wir in der Krise deren Kompetenz nicht verlieren, damit wir im Aufschwung ohne Verzug voll durchstarten können."

Einen anderen Aspekt der steigenden Kurzarbeit ließ er hingegen wie schon bisher wieder unerwähnt. Beschäftigte und Betriebsräte stellen zunehmend die Frage, inwiefern die rückläufige Entwicklung sich bei den Zielvorgaben niederschlägt. Bei einer Betriebsversammlung im Erlanger Stammhaus(siehe "Keine Insel der Seligen") hatte Löscher dazu lediglich erklärt, man überprüfe die Ziele quartalsweise; gegenüber der Zeitung äußerte er sich dazu gar nicht.

Managergehälter: "ganz wichtige Diskussion"

Diplomatisch wird das Interview bei der Debatte über Managergehälter. Löscher hält diese prinzipiell für "eine ganz wichtige Diskussion", da man "mehr denn je eine verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung" brauche. Das allerdings bezieht er weniger auf seine eigene Spitzenstellung unter den DAX-Vorständen, als etwa auf die Verpflichtung der Chefetagen, Siemens-Aktien zu kaufen und zu halten: "Ich muss beispielsweise Siemens-Anteile im Wert von 300 Prozent meines Grundgehaltes so lange besitzen, wie ich in der Verantwortung stehe. Das sind Anteilsscheine für immerhin sechs Millionen Euro."

Lanze für die Mitbestimmung

Abschließend bricht Siemens' Vorstandsvorsitzender, nicht zum ersten Mal, demonstrativ eine Lanze für die Mitbestimmung. Siemens sei "ein Paradebeispiel" für diese als Vorteil im weltweiten Wettbewerb: "Vertrauensvolles Miteinander beginnt bei uns in der persönlichen Zusammenarbeit zwischen Berthold Huber von der IG Metall, der zugleich stellvertretender Vorsitzender unseres Aufsichtsrats ist, und mir, und zwischen dem Gesamtbetriebsrat und dem Vorstand ganz allgemein." Dies habe sich angesichts der Krise bereits bewährt: "Als im Dezember von den Gewerkschaften in einer Kanzlerrunde die Forderung erhoben wurde, auf betriebsbedingte Kündigungen 2009 zu verzichten, habe ich das bewusst unterstützt. Die darauf folgenden Maßnahmen wie etwa die Ausdehnung der Kurzarbeit mit der Möglichkeit der Qualifizierung auf 18 Monate durch den Bundesarbeitsminister machen doch sichtbar, dass das Miteinander hier ganz wichtig ist."