Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/verdoppelung-der-kurzarbeit-wuerde-mich-nicht-wundern
03.05.2024, 07:05 Uhr

Verdoppelung der Kurzarbeit "würde mich nicht wundern"

  • 10.03.2009
  • Allgemein

Der behutsame Richtungswechsel in Sachen Außendarstellung geht weiter: Nach Siemens' CFO Joe Kaeser räumt auch Arbeitsdirektor Siegfried Russwurm ein, dass die Wirtschaftskrise bei Siemens zunehmend längere Schatten vorauswirft.

Im <link http: www.welt.de wirtschaft article3339023 siemens-personalchef-plant-neueinstellungen.html _blank external-link-new-window>undefinedInterview mit der "Welt" kündigte Russwurm (Foto) an, was Kaeser in der Vorwoche bereits gegenüber Analysten in London erklärt hatte: Siemens leide unter den Absatzrückgängen insbesondere in den Geschäftsbereichen, die Aufträge relativ kurzfristig abarbeiten.

Derzeit befänden sich daher rund 7.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit; bei den geplanten Maßnahmen zeichnen sich allerdings im Vergleich zu den bisherigen Prognosen von rund 7.400 Betroffenen bis April Änderungen ab. Auf den Konzern bezogen, der beispielsweise Osram mit schon jetzt über 3.000 Beschäftigten in Kurzarbeit einschließt, wachsen die Zahlen schneller als erwartet.

10.000 Betroffene im Mai

Diese Entwicklung entspricht den Erwartungen des Gesamtbetriebsrats, der als Teil der Gesamtbetriebsvereinbarung zu beschäftigungssichernden Maßnahmen über ständig aktualisierte Zahlen verfügt. Die stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn bestätigt: "Die vor einigen Wochen kursierende Zahl von zehntausend Kolleginnen und Kollegen in Kurzarbeit wird wohl schon im Mai erreicht oder übertroffen werden."

Folgen in indirekt abhängigen Bereichen

Aus dieser Entwicklung macht auch Russwurm keinen Hehl. Da Kurzarbeit ein kurzfristiges Instrument zur Reaktion auf Nachfrageschwankungen sei, könne man die Entwicklung zwar schwer abschätzen, aber: "Angesichts der zum Teil dramatischen Entwicklungen in Branchen wie dem Maschinenbau oder in der Automobilindustrie, die wir mit einigen unserer Sparten beliefern, würde es mich nicht wundern, wenn sich die derzeitige Anzahl der Mitarbeiter in Kurzarbeit noch verdoppelt." Betroffen sind mittlerweile zunehmend auch indirekt vom Auftragseingang abhängende Aufgabenbereiche, also etwa Angebotserstellung, Auftragsbearbeitung und Marketing.

Abschließend geht Russwurm auf die Frage der "Welt" ein, ob Siemens durch den Einsatz von Kurzarbeit härtere Maßnahmen wie Arbeitsplatzabbau vermeiden könne. Mit Blick auf die Phase nach der Krise wolle man personalpolitisch "vorausschauend handeln, da der Mangel an Fachkräften und auch der demographische Wandel eines Erachtens die größeren Herausforderungen sind, die es mittel- und langfristig zu meistern gilt."

Zeit für Qualifizierung nutzen

Dem kann Gesamtbetriebsratsvorsitzender Lothar Adler nur zustimmen: " Ziel des Gesamtbetriebsrats ist es, mit Hilfe von Kurzarbeit Beschäftigung zu sichern und die Zeit für Qualifizierung der Mitarbeiter zu nutzen. Wir müssen qualifizierte Mitarbeiter haben, wenn die Krise zu Ende ist."

Betriebsbedingte Kündigungen wolle man daher im Jahr 2009 vermeiden, so lautet die bereits bekannte Versicherung der Firmenleitung. Eine hoffentlich nur routinemäßige Vorsichtsklausel allerdings bleibt: "Natürlich können auch wir uns nicht der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung komplett entziehen."