Siemens Dialog
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27.04.2024, 09:04 Uhr

Kein Grund zum Aufatmen

  • 20.07.2009
  • Allgemein

Gibt man am Montag bei "Google News" das Stichwort "Siemens" ein, erhält man neben den üblichen Börsennotizen über 100 Artikel mit dem Tenor: "Weniger Kurzarbeit bei Siemens". Die Meldung stimmt zwar im Prinzip, vermittelt aber ein leider fälschlich beruhigendes Bild.

Auslöser der Flut von Fast-Entwarnungen in den Medien ist ein Interview mit Siegfried Russwurm, das am Wochenende bei "Euro am Sonntag" erschien. Über sämtliche Nachrichtenagenturen weiterverbreitet bleibt schnell der Eindruck, man könne die Kurzarbeit senken, weil die Ursachen - in der Hauptsache rückläufige Auftragseingänge - zurückgehen.

Fehlinterpretation im Schneeballsystem

So schön es wäre, wenn dies wirklich der Fall wäre, so irreführend ist die Auslegung. Das liegt allem Anschein nach weniger an der Aussage des Personalvorstands an sich, als an einer im Schneeballsystem weiterverbreiteten Fehlinterpretation in eiligen Redaktionen. Tatsächlich nämlich sagte Russwurm: "Wenn im August die Ferien in Bayern beginnen, wo wir unsere großen Werke haben, dann dürfte sich die Zahl unter 15.000 einpendeln."

Im Urlaub gibt's keine Kurzarbeit

Mit anderen Worten: Ursache des erwarteten Rückgangs der Kurzarbeit sind keineswegs handfeste (betriebs-) wirtschaftliche Faktoren, sondern schlicht und ergreifend die Ferienzeit - wer im Urlaub ist, arbeitet bekanntlich nicht und kann also auch nicht von Kurzarbeit betroffen sein. Noch deutlicher wird das Missverständnis, wenn man den zusätzlichen Hinweis des Arbeitsdirektors nicht übersieht: "Für eine Entwarnung im Hinblick auf die angespannte Beschäftigungssituation im Sektor Industrie ist es aber noch viel zu früh."

Unter dem Strich stellt sich also leider heraus, dass in Sachen Kurzarbeit und Auftrageingänge bei Siemens noch kein Grund zum Aufatmen besteht. An der Situation, angesichts derer der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler erst vor einer Woche eine Verdoppelung der Kurzarbeit bis zum Frühjahr nicht ausschließen wollte (siehe Kurzarbeit: Verdoppelung bis zum Frühjahr möglich), hat sich bislang nichts geändert.