Siemens Dialog
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27.04.2024, 08:04 Uhr

M+E-Industrie auf dem Weg in die Verlustzone?

  • 21.10.2009
  • Allgemein

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise könnten aktuellen Berechungen zufolge dazu führen, dass die Metall- und Elektrobranche in Deutschland für 2009 erstmals seit 1945 rote Zahlen verbucht. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall macht unter anderem die restriktive Kreditvergabe der Banken als Risikofaktor aus.

Das "<link http: www.handelsblatt.com unternehmen industrie _blank external-link-new-window>undefinedHandelsblatt" zitiert am Mittwoch aus einem "Gewinnreport" von Gesamtmetall, der für 2009 von einer mit minus 0,2 Prozent negativen Umsatzrendite im Branchendurchschnitt ausgeht. 2008 hatte dieser Wert noch bei plus 2,6, 2007 sogar bei 4,2 Prozent gelegen.

Warnung vor restriktiver Kreditpolitik

Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser warnt angesichts dieser Zahlen vor der zurückhaltenden Kreditpolitik der Banken an mittelständische Unternehmen: Der steigende "Druck auf die Erträge" könne insbesondere für Unternehmen ohne direkte Zugänge zum Finanzmarkt "existenzielle Folgen haben". Damit entsteht einer der eher raren Fälle, in denen Gesamtmetall und IG Metall einer Meinung sind: Unter anderem der Erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber hatte bereits mehrfach kritisiert, die Banken als ursprüngliche Auslöser der Krise und Nutznießer staatlicher Hilfen gefährdeten nun durch zu harte Kriterien für die Kreditvergabe das Überleben mittlerer und kleiner Firmen.

Die Geschäftsführerin des Maschinenbauers Trumpf mahnte an die Adresse der Finanzinstitute gerichtet, ihre "gesamtwirtschaftliche Verantwortung" wahrzunehmen und bezeichnete die Finanzierungsprobleme des Mittelstandes als "eines der Haupthemmnisse für den Weg aus der Krise". Trumpf selbst gerät durch die Umstände derzeit in eine Situation, die auch andere große und finanziell stabile Unternehmen wie Siemens zunehmend erfasst: Findet sich keine kreditwillige Bank für potenzielle Kunden, übernimmt man selbst deren Finanzierung - ein System mit Risiken.

Kurzarbeit treibt Lohnstückkosten ...

Der starke Margenrückgang der Branche beruht nach den Berechnungen Gesamtmetalls unter anderem darauf, dass die Unternehmen bislang auf zum Teil drastische Produktionsrückgänge mit relativ wenig Personalabbau reagiert haben - im Juli zählte die Bundesagentur für Arbeit rund ein Viertel der M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit. Die unvermeidbare Folge ist ein massiver Anstieg der Lohnstückkosten.

... aber sichert langfristige Chancen

Kannegiesser lehnt laut "Handelsblatt" Spekulationen über ein drohendes Ende dieser Form der Beschäftigungssicherung dennoch ab: Kurzarbeit sei für die Firmen zwar ein teures Instrument, zeige aber gerade, "dass die Unternehmen von den langfristigen Chancen der Metall- und Elektroindustrie als der Technologiebranche schlechthin überzeugt sind".