Siemens Dialog
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27.04.2024, 09:04 Uhr

Kurzarbeit steigt weiter rasant

  • 22.04.2009
  • Allgemein

Siegfried Russwurm hat den nächsten Zug gemacht, um die Öffentlichkeit schonend auf das vorzubereiten, was intern längst unübersehbar ist. Statt der bislang einhellig wiederholten Zahl von 7.000 Beschäftigten in Kurzarbeit spricht er erstmals davon, dass "die Zahl bis Juni auf bis zu 19.000 steigen kann". Gleichzeitig deutet er an, dass das Ende der Ausweitung auch damit nicht erreicht sein wird.

"Schock" ohne Überraschung ...

"Wie es weitergeht, kann ich derzeit nicht vorhersagen", erklärte der Personalvorstand gegenüber der "<link http: www.bild.de bild regional muenchen aktuell siemens-schock _blank external-link-new-window>undefinedBild", die daraufhin gewohnt in ihrer Mittwochsausgabe reißerisch den "Siemens-Schock" ausruft. Von "Schock" kann allerdings kaum die Rede sein, zeichnet sich diese Zahl doch schon seit längerem ab. Der entscheidende Aspekt bei der Berechnung ist die Frage, ob man von der jeweils aktuellen Zahl der Betroffenen spricht, oder auch die bereits für die nähere Zukunft geplante beziehungsweise vereinbarte Kurzarbeit einbezieht.

... bei reeller Zählweise

Auf Basis letzterer Zählweise beziffert der Gesamtbetriebsrat die Kurzarbeit schon seit Wochen jeweils deutlich höher als entsprechende Statements aus dem Vorstand. Während Peter Löscher, Joe Kaeser und zuletzt Heinrich Hiesinger unbeirrt über Wochen hinweg von 7.400 Betroffenen redeten (siehe Zum selben Thema), konstatierte man hier bereits eine "dramatische Geschwindigkeit der Beschäftigungseinbrüche". Unter Einbezug bereits unterschriebener Vereinbarungen ergaben sich erst 10.000, dann 14.000 und schließlich schon Ende März 17.000 Betroffene.

Gleichzeitig wiesen der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler und seine Stellvertreterin Birgit Steinborn eindringlich auf die "neue Qualität" der Kurzarbeit hin. Neben den in der Verhangenheit primär betroffenen gewerblichen Bereichen nämlich werden derzeit auch Angestellte großflächig erfasst.

Nähere Information Ende April

Die neuesten Informationen zur Lage im Konzern sind zu erwarten, wenn kommende Woche der Wirtschaftsausschuss zusammentritt, bevor die Ergebnisse des zweiten Quartals veröffentlicht werden. Der Gesamtbetriebsrat jedenfalls ruht sich nicht etwa auf der im Februar getroffenen Vereinbarung zu beschäftigungssichernden Maßnahmen aus. Zusammen mit der IG Metall arbeitet er intensiv an Konzepten, mit denen der weiteren Entwicklung der Krise im Sinne des Erhalts der Beschäftigung begegnet werden kann.

"Leichtes Abrücken"

Offen bleibt vorerst, ob das von der "Bild" berichtete "leichte Abrücken" vom Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2009 eine reale Grundlage hat, oder dem bekannten Hang der Zeitung zur dramatischen Übertreibung entspringt. Auslöser ist Russwurms Äußerung, betriebsbedingte Kündigungen werde es im Geschäftsjahr 2009 nicht geben; bisher war stets einfach von 2009 die Rede. Ein Abrücken davon dürfte so oder so schwerfallen - die im Sommer 2008 auf Druck von IG Metall, Betriebsräten und Beschäftigten vereinbarte Standort- und Beschäftigungssicherung gilt bis Ende September 2010.