Siemens Dialog
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27.04.2024, 12:04 Uhr

"Mannschaft zusammenhalten, Kompetenzen sichern"

  • 25.03.2009
  • Allgemein

Es deutete sich an in den vergangenen Wochen - die Druckwelle der Krise erfasst trotz aller Vorbereitungen auch Siemens. CEO Peter Löscher stimmt die Börse auf das Unvermeidliche ein und bereitet behutsam auf eine Senkung der Ergebnisziele vor. Dennoch bemüht er sich um ein Bild der Zuversicht: "Ich schlafe gut".

Auch Siemens "nicht immun"

Im <link http: www.handelsblatt.com unternehmen industrie _blank external-link-new-window>undefinedInterview mit dem "Handelsblatt" erklärte Löscher auf die Frage nach der ambitionierten Gewinnprognose - bislang 8 bis 8,5 Milliarden Euro - für 2009: "Wir sind nicht immun, niemand kann sich der Krise entziehen." Das langfristige Energiegeschäft läuft bekanntlich noch befriedigend, in anderen Bereichen jedoch bestätigt sich, was die fast täglich ausgeweitete Kurzarbeit bereits verhieß: "In kurzzyklischen Geschäften, also in der Industrieautomatisierung, bei Drive Technologies oder bei Osram kommt die Krise auch bei uns mit voller Wucht an. In der Medizintechnik spüren wir die Kostendämpfungsbemühungen im Gesundheitssektor in den USA."

Neubewertung Ende April

Auf eine Senkung der Ergebnisprognosen festlegen mag sich der Vorstandsvorsitzende allerdings trotzdem noch nicht. Statt dessen verweist er auf das, was schon manche Arbeitnehmervertreter, etwa auf der letzten Betriebsversammlung in Erlangen G, betonten: Seit dem Erstellen der Prognosen hat sich die Wirtschaftslage so drastisch verschlechtert, wie das selbst Pessimisten nicht absehen konnten. Dieser Abwärtstrend hält ungebrochen an, und daher kündigt Löscher nun auch öffentlich an, was er zuvor schon intern auf entsprechende Fragen entgegnete: "Wir werden die Situation neu bewerten und uns bei Vorlage der Quartalszahlen am 29. April zur Gewinnprognose äußern."

Generelle und langfristige Vorhersagen vermeidet er, ob es um die Aussichten für Energy geht oder seine Einschätzung der Krisendauer insgesamt: "Keiner in der heute aktiven Generation hat jemals ein Unternehmen durch so eine Krise geführt. [...] Wir müssen uns sicherlich auf eine längere Talsohle einrichten." Vor diesem Hintergrund sind auch die Margenkorridore der Sektoren nicht mehr unantastbar: Ihre "Unterkante war für Zeiten gedacht, in denen wir uns im Tal eines Konjunkturzyklus befinden. Ob diese Grenze nun auch für eine Krise dieses Ausmaßes angemessen ist, das hängt davon ab, wie lange sie dauert."

Keine Schnellschüsse...

Für ihn und den Siemens-Vorstand bedeute die Krise derzeit vor allem, so Löscher weiter, nachhaltig zu handeln. Dabei klingt eine Andeutung dessen mit, was üblicherweise die Arbeitnehmerseite als Entgegnung auf radikale Sparkuren vertritt: "Es geht nicht darum, mit kurzfristigen Maßnahmen zu glänzen. Man muss am Ende der Krise bereit sein für den nächsten Aufschwung. Wir wollen deshalb unsere Mannschaft zusammenhalten und Kompetenzen im Unternehmen sichern."

... in Richtung Personal

Was das konkret für die Personalpolitik bei Siemens bedeutet, ist bekannt; die Gesamtbetriebsvereinbarung für beschäftigungssichernde Maßnahmen ist dafür derzeit nur ein Indiz. "Wir werden alles tun, um auf betriebsbedingte Kündigungen 2009 zu verzichten", bestätigt Löscher erneut.

Das allerdings greift aus Arbeitnehmersicht zeitlich etwas zu kurz: Im Eckpunktepapier, das Siemens, Gesamtbetriebsrat und IG Metall im Juli 2008 unterschrieben, heißt es unter dem Punkt "Standortsicherung" unzweideutig: "Bis zum 30.9.2010 werden in der Siemens AG keine Standorte geschlossen oder verlagert. [...] Die Unterzeichner gehen davon aus, dass betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgesprochen werden."

"Auf dem richtigen Weg"

Soweit, dass man über solche desperaten Maßnahmen reden müsste, ist Siemens glücklicherweise noch nicht. Ob er trotz möglicher Korrekturen der Gewinnprognose und der Weltwirtschaftskrise noch gut schlafen könne, will das "Handelsblatt" abschließend wissen. Die Antwort: "Ich schlafe gut - Siemens ist auf dem richtigen Weg und wir sehen die derzeitige Krise auch als Chance."