Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/selbstbewusst-in-ein-schwieriges-jahr
08.05.2024, 09:05 Uhr

"Selbstbewusst in ein schwieriges Jahr"

  • 28.01.2009
  • Allgemein

Die Hauptversammlung 2009 ist vorbei. Siemens steht trotz Krise besser da, als noch vor Monaten erwartet: Die Korruptionsaffäre ist weitgehend abgeschlossen; die Zahlen des ersten Quartals sind besser als erwartet, und mit seinen Prognosen, so der Eindruck, trotzt Siemens dem Trend. So hatten die Aktionäre wenig auszusetzen und bemängelten nur den sprunghaften Anstieg der Vergütungen.

(zum Vergrößern anklicken)

"Ausgezeichnet ins Jahr gestartet" sei Siemens, fasste Peter Löscher bei der Präsentation der Zahlen das erste Quartal zusammen. Der operative Gewinn wuchs um 20, der Umsatz trotz schrumpfenden Auftrageingangs um sieben Prozent. Börse, Analysten und Aktionärsvertreter zeigten sich zufrieden und honorierten auch die Prognose für die kommenden drei Quartale: "Wir gehen selbstbewusst in ein schwieriges Jahr", erklärte Löscher, und bekräftigte die Ziele für das Gesamtjahr. Vorsichtshalber öffnete er allerdings ein Schlupfloch - all dies gelte nur, wenn die Wirtschaftskrise weder zu Stornierungen noch Preiskämpfen führe.

Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge: mehr Bescheidenheit gewünscht

Kritik aus den Reihen der Aktionäre gab es vor allem an den Bezügen des Vorstands, für die sich unter anderem Dagmar Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz angesichts von Wirtschaftskrise und Stellenabbau "etwas mehr Bescheidenheit gewünscht" hätte. Mit rund neun Millionen Euro im vergangenen Jahr platziert sich Löscher im Spitzenfeld deutscher Manager.

Ähnlich unbeliebt ist die Erhöhung der Aufsichtsratsvergütung, die vor allem der Verein der Belegschaftsaktionäre scharf kritisierte; Gerhard Cromme, als Vorsitzender des Gremiums im Mittelpunkt der Kritik, wies diese zurück und versicherte, man bewahre "Augenmaß". Beschlossen wurde schließlich eine Neuregelung der Vergütung, nach der jeder Aufsichtsrat eine jährliche Grundvergütung von 50.000 Euro erhält, der Vorsitzende das Dreifache; dazu kommen am Unternehmenserfolg orientierte variable Vergütungen und ein Sitzungsgeld von 1.000 Euro.

Die Belegschaftsaktionäre hatten zuvor Berechnungen angestellt, nach denen die Vergütung mancher Aufsichtsräte um 100 Prozent und mehr steigen könne und dies als "maßlos" und "insensibel" bezeichnet (siehe Belegschaftsaktionäre kritisieren Vergütung). Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sind in diesem Zusammenhang kaum betroffen - sie führen ihre Vergütung bekanntlich an die gemeinnützige <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window>undefinedHans Böckler-Stiftung ab, wo sie mit Studien, Stipendien usw. einem über jedem Zweifel stehenden Zweck dienen.

Berthold Huber neuer stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender

Im Zuge der Veränderungen im Gesamtbetriebsrat organisierte sich die Arbeitnehmerbank des Aufsichtrats am Dienstag Abend nach der Hauptversammlung neu. Ralf Heckmann, bislang stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, gab nach dem Rückzug als Gesamtbetriebsratsvorsitzender nun auch hier sein Mandat ab. Den Posten als Stellvertreter übernimmt der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber - ein Novum in der Geschichte von Siemens. Den freiwerdenden Platz im Gremium besetzt künftig wie im Vorfeld vereinbart Hans-Jürgen Hartung, Betriebsratsvorsitzender von Siemens Energy Erlangen.

Entlastung ehemaliger Vorstandsmitglieder vertagt

Ungeteilte Zustimmung  erhielt die Aufarbeitung der Korruptionsaffäre im abgelaufenen Jahr. Der mit deutschen und amerkanischen vereinbarte Schlussstrich unter die Ermittlungen sorgt für Erleichterung; der neuen Compliance-Organisation traut man zu, ähnliche Auswüchse in Zukunft zu verhindern. Offen bleibt nun vor allem, wie die Schadensersatzforderungen an ehemalige Topp-Manager ausgehen. In diesem Zusammenhang entsprach die Hauptversammlung dem Vorschlag, die Entlastung von Jürgen Radomski, Rudi Lamprecht, Klaus Wucherer und Uriel Sharef wurde vertagt.