Beim Gesamtbetriebsrat, der diese Woche in München Perlach tagt, sammeln sich Meldungen über Kurzarbeit längst über die ersten drei bayerischen Standorte hinaus. Betroffen sind Betriebe in der ganzen Republik und quer durch die Sektoren. Das Gremium arbeitet derzeit an übergreifenden Kriterien und Richtlinien, um die auf Betriebsebene zu vereinbarenden Regelungen zu erleichtern und gemeinsame Standards zu setzen.

Die <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window>Hans Böckler-Stiftung hat zu der rasant an Bedeutung zulegenden Thematik soeben einige Informationen veröffentlicht (Böckler Impuls 02/2009). Kurzarbeit, so ein Fazit, ist der richtige Puffer in Zeiten der Krise: "nicht nur um Entlassungen zu verhindern, sondern auch um versäumte Qualifizierung nachzuholen."

Arbeitsmarktexperte  Hartmut Seifert hat den massiven Einsatz von Kurzarbeit in Ostdeutschland nach der 'Wende' untersucht, wo sie zeitweise jeden vierten Beschäftigten auffing. Die Bilanz damals fiel gemischt aus - viele konnten Zeit gewinnen, um sich weiter zu qualifizieren und einen neuen Job zu finden, für andere zögerte Kurzarbeit den Arbeitsplatzverlust nur hinaus.

Heute, davon ist der Forscher überzeugt, kann das Instrument mehr leisten. Unternehmen, die im Kern wettbewerbsstark und produktiv sind, würden nach seiner Einschätzung voreilige Entlassungen in der konjunkturellen Krise substanziell schaden, zumal neben Kurzarbeit auch Arbeitszeitkonten und betriebliche Arbeitszeitverkürzungen die Beschäftigung stützen können.

Eine regelrechte Chance bietet die Kurzarbeit im Zusammenhang mit in Zeiten normaler Auslastung oft vernachlässigten Qualifizierungen. "Bedarf dürfte reichlich bestehen, denn in den letzten Jahren galt berufliche Weiterbildung als Sorgenkind", erklärt Seifert. Großunternehmen wie Siemens haben den zusätzlichen Vorteil bestehender Weiterbildungsstrukturen und -einrichtungen; deren Auslastung durch Qualifizierung in der Kurzarbeit liegt im Interesse aller Beteiligten - spätestens, wenn die Konjunktur wieder anzieht.