Siemens Dialog
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19.04.2024, 21:04 Uhr

1.200 Beschäftigte bei Protest gegen Abbau und Verlagerung in Nürnberg

  • 13.04.2016
  • Operativ

Aus Anlass der durch den Siemens-Vorstand verkündeten Stellenabbau- und Verlagerungspläne in der Division PD fanden gestern am Siemens Standort Nürnberg Vogelweiherstraße die ersten Beratungen zwischen Betriebsrat und Management statt. Begleitet wurden diese durch einen eindrucksvollen Auftritt von 1.200 Kolleginnen und Kollegen auf dem Werksgelände.

Betriebsrat kündigte schwere Auseinandersetzung an

Gerald Eberwein, Betriebsratsvorsitzender am Standort und ehrenamtliches Vorstandsmitglied der IG Metall, richtete das Wort an die anwesenden Beschäftigten und dankte ihnen für ihre beeindruckende Entschlossenheit. Diese werde auch in den nächsten Wochen weiter erforderlich sein, denn es stünden schwere Auseinandersetzungen mit der Arbeitgeberseite bevor. Schließlich gehe es dem Unternehmen nicht „nur“ um konjunkturelle Kapazitätsanpassungen, sondern um eine strategische Neuausrichtung des gesamten Geschäftsbereiches. Und diese solle nach den Plänen des Managements offenbar einseitig zu Lasten der deutschen PD-Standorte erfolgen.

Abbau- und Verlagerungsvorhaben gefährden den Standort

Mit 733 betroffenen Arbeitsplätzen würde der traditionsreiche Standort Nürnberg Vo in seiner Substanz erschüttert. Dazu kämen mit dem geplanten Wegfall ganzer Fertigungsbereiche und produktionsnaher Funktionen auch strukturelle Einschnitte, die der betroffenen Geschäftseinheit LD (Large Drives) faktisch die industrielle Basis in Nürnberg entziehen würden. Damit wäre wohl auch über kurz oder lang der gesamte Standort, der immerhin eine globale Leitwerk-Funktion ausübt, in seiner heutigen Form komplett in Frage gestellt.

Kampferprobte Belegschaft kämpft um Erhalt der Wertschöpfung

Schon einmal mussten die Kolleginnen und Kollegen um die Jahrtausendwende am größten Siemens-Standort in der Nürnberger Südstadt um den Erhalt der Wertschöpfungstiefe am Standort kämpfen. Auch damals ging es um die Zukunftsfähigkeit; und die Zeit gab den kämpfenden Nürnberger Metallern recht: Der Standort Vogelweiherstraße entwickelte sich seit dem stetig positiv mit wachsenden Beschäftigten- und Umsatzzahlen. Insofern gelten die Beschäftigten und ihr Betriebsrat einerseits als durchaus aufgeschlossen gegenüber innovativen Lösungen, andererseits jedoch auch als sehr entschlossen, diese gegebenenfalls auch im Konflikt gegen kurzsichtige und einseitig an Maximal-Margen orientierte Management-Pläne durchzusetzen.

Unmut und Wille zum Widerstand unter den Beschäftigten wächst

Durch die aktuellen Abbau- und Verlagerungspläne des Siemens-Managements sind insgesamt 2.500 Arbeitsplätze in der Division „Process Industries and Drives“ (PD) bedroht, davon fast 2.000 an den bayerischen Standorten Nürnberg Vo, Ruhstorf, Bad Neustadt, Erlangen sowie knapp 30 im Berliner Dynamowerk. Vor dem Hintergrund dieser regelrechten „Raus-aus-Deutschland“-Strategie des Vorstandes wächst der Unmut über den industriellen Aderlass im gesamten Unternehmen beinahe täglich; doch mit ihm auch der Wille zum Widerstand unter den Beschäftigten. Insofern ist in den nächsten Wochen mit weiteren Aktionen innerhalb und außerhalb der Werkstore zu rechnen.