Siemens Dialog
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20.05.2024, 13:05 Uhr

AUB sieht Bananen wachsen

  • 10.04.2008
  • Allgemein

Mit den Aldi-Zuwendungen erschließt sich eine neue Facette der AUB. Gleichzeitig wird die U-Haft Wilhelm Schelskys wegen akuter Flucht- und Verdunkelungsgefahr erneut verlängert. Der AUB selbst fällt dazu nicht mehr ein als Phantasien über eine "gesteuerte Kampagne" von "Gewerkschaft, Journalismus und offensichtlich auch der Justiz."

Wie das Oberlandesgericht Nürnberg gegenüber der Süddeutschen Zeitung bestätigte, muss Schelsky drei weitere Monate Untersuchungshaft hinnehmen. Im selben Zeitraum soll Anklage erhoben werden, auch gegen den früheren Zentralvorstand Johannes Feldmayer. Die Haftverlängerung wird für den seit Februar 2007 einsitzenden Ex-AUB-Chef allmählich zur Routine - zu schwerwiegend und weitreichend sind die Vorwürfe um zu riskieren, dass er sich à la Karl-Heinz Schreiber nach Kanada absetzt, wo er ein nettes Anwesen besitzt.

Die Nürnberg-Fürther Staatsanwaltschaft rechnet nach Informationen der SZ mittlerweile mit einer Haftstrafe von über fünf Jahren; die Summe der nicht versteuerten Finanzierung hat sich im Zuge der Ermittlungen als deutlich größer herausgestellt, als man anfangs angenommen hatte.

Gleichzeitig rückt die AUB mit Aufdeckung ihrer profitablen Verbindungen zur Unternehmensführung von Aldi Nord aufs Neue ins Interesse der Öffentlichkeit (siehe "Unabhängig" im Sonderangebot). Offenbar ist auch hier Geld vom Unternehmen über eine Einzelperson an die AUB geflossen - vertrauensvolle Zusammenarbeit der profitablen Art. Dass es nach dem aktuellen Stand der Informationen "nur" um 120.000 Euro geht, tut dem Skandal keinen Abbruch. Aldi ist eben nicht Siemens, wo insgesamt vermutlich rund 50 Millionen flossen.

Der Kopf bleibt im Sand

Die AUB, deren damalige stellvertretende Bundesvorsitzende Ingrid Brand-Hückstädt Anfang 2007 erst um Vertrauen für Schelsky warb und sich wenig später hektisch der allgemeinen Absetzbewegungen vom jahrzehntelangen Alleinherrscher der AUB anschloss, hat sich mittlerweile längst eine offizielle Sprachregelung zu eigen gemacht: Wussten wir nicht, geht uns nichts an. Erstaunten Fragen, wie man denn jahrelang einen derart üppigen Geldfluss habe übersehen können, der offenkundig keineswegs in der Privatschatulle Schelskys landete, weicht die AUB konsequent aus.

Groteske Veschwörungstheorie

Statt eines kritischen Blicks auf den eigenen Werdegang konzentriert sie sich auf die Selbstdarstellung als Opfer - der Machenschaften Schelskys, der Gewerkschaften an sich und der IG Metall im besonderen, und nun eben auch noch der eingangs erwähnten Verschwörung in ihrem aktuellen Newsletter: "Die aktuelle Kampagne gegen unsere AUB findet nicht zufällig statt. [...] Hier gibt es eine wundersame Koalition von Gewerkschaft, Journalismus und offensichtlich auch der Justiz. [...] Will man deutsche Unternehmen, die zigtausend von Arbeitsplätzen stellen und ihre Mitarbeiter teilweise über Tarif bezahlen, gezielt in Misskredit bringen? [...]"

Starker Tobak, gewürzt mit einer Prise Paranoia. Will der unterzeichnende neue Bundesvorsitzende Rainer Knoob wirklich den Verdacht streuen, die "Süddeutsche Zeitung", die "Gewerkschaft" (wer immer das auch sein soll) und "offensichtlich auch" die Justiz hätten sich in einem dunklen Hinterzimmer getroffen, um die AUB zu schädigen? Konspirative Treffen einschließlich dunkler Aktentaschen mit zweifelhaftem Inhalt sind bislang doch eigentlich eher Sache Schelskys gewesen.

Und "deutsche Unternehmen, die zigtausend von Arbeitsplätzen stellen und ihre Mitarbeiter teilweise über Tarif bezahlen, gezielt in Misskredit bringen"? Hier kann eigentlich nur Siemens gemeint sein, denn bei Aldi sind über Tarif bezahlte Beschäftigte bekanntlich nicht eben die Regel. Ist allerdings die Siemens AG gemeint, sollte die AUB am besten gleich auch noch deren CEO Peter Löscher mit in ihre Veschwörungstheorie einbauen - schließlich treibt auch er die uneingeschränkte Aufklärung aller Unregelmäßigkeiten voran und hat sich für das "merkwürdige und fehlgeleitete Verhalten" in den Beziehungen Siemens' zur AUB entschuldigt.

Kuba, Handy, Bananen, AUB

Zu guter Letzt sollte Knoob sich gründlich überlegen, ob er der Justiz eine - natürlich illegale - Kooperation mit dem Ziel der AUB-Schädigung unterstellen will: § 186 des Strafgesetzbuchs nennt so etwas "Üble Nachrede". Vielleicht sollte man sich bei der AUB doch lieber auf Absurditäten wie die im letzten Abschnitt des Newsletters beschränken: "[...] In Kuba wird gerade das Handy zugelassen und Internet erlaubt. In Deutschland wird die Sippenhaft für die AUB eingeführt. Vielleicht erreicht nicht nur der Klimawandel, dass auch bei uns bald Bananen wachsen."