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03.05.2024, 15:05 Uhr

Foxconn beißt in den sauren Apple

  • 08.06.2010
  • Allgemein

Der taiwanesische Auftragsfertiger Foxconn zieht nach einer Reihe von Selbstmorden unter seinen Beschäftigten die Notbremse: Innerhalb von zwei Wochen kündigte er zwei Lohnerhöhungen an, die sich auf stolze 100 Prozent summieren. Hintergrund ist die massive Kritik an den Arbeitsbedingungen, die unter anderem zu Druck von illustren Auftraggebern wie Apple und Dell führte.

Foxconn-Betrieb in Shenzen

Die rund 260.000 Beschäftigten im chinesischen Shenzen erhielten mit sofortiger Wirkung 30 Prozent mehr Geld, gab <link http: www.foxconn.com _blank external-link-new-window>undefinedFoxconn vergangene Woche bekannt. Nach weiteren Zwischenfällen kündigte man nun eine weitere Erhöhung im Oktober um 70 Prozent an, für die die Beschäftigten allerdings in einer dreimonatigen Probezeit bestimmte Leistungsbedingungen zu erfüllen haben.

Um jeden Preis aus den Schlagzeilen

Foxconn will offensichtlich um jeden Preis aus den weltweiten Negativschlagzeilen kommen, die nach insgesamt 13 Selbsttötungen allein in diesem Jahr dem Unternehmen und seinen renommierten Kunden unwillkommene Publicity beschert hatten. Offiziell begründet man den kostspieligen Schritt, man wolle Druck zu Überstunden von den Arbeitern nehmen: "Überstunden wurden immer freiwillig geleistet. Durch diese Lohnsteigerung sind Überstunden keine persönliche Notwendigkeit mehr."

"Würde der Arbeiter schützen"

Foxconn-Gründer Terry Gou wird zitiert, die Lohnsteigerung würde eingesetzt, "um die Würde der Arbeiter zu schützen" - ein zweifelhaftes Statement aus einem Unternehmen, dessen selbst in China bemerkenswert rigoroser Umgang mit ArbeitnehmerInnen seit Jahren massive Kritik verursacht. Auf die Tatsache, dass mehrere Kunden eigene Untersuchungen der Arbeitsbedingungen in Shenzen angekündigt haben, geht Gou erwartungsgemäß nicht ein. Apple hingegen denkt nach Medienberichten über eine Gewinnbeteiligung aus dem iPad-Verkauf nach - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Anfang vom Ende der Billigfertigung?

Noch schwer absehbar sind die Folgen für den Elektronikmarkt. Foxconn beschäftigt in China mehrere hunderttausend Menschen und gilt als weltgrößter Elektronikhersteller. Eine faktische Verdoppelung seiner Lohnkosten führt daher voraussichtlich zu einem weltweiten Anstieg der Preise für viele Elektronikprodukte. Die "New York Times" erwartet vor diesem Hintergrund entscheidende Veränderungen der gesamten Produktionskette; parallel werden erste Stimmen laut, die das Ende der Billigfertigung in der "Fabrik der Welt" heraufbeschwören.