Siemens Dialog
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27.04.2024, 04:04 Uhr

"Zustände wie im Arbeitslager"

  • 14.10.2010
  • Allgemein

... kritisiert eine Studie auch Monate, nachdem der chinesische Auftragsfertiger Foxconn angesichts vieler negativer Schlagzeilen grundlegende Verbesserungen seiner Arbeitsbedingungen versprach. Die wissenschaftliche Untersuchung allerdings kann von der Umsetzung der guten Vorhaben in den Betrieben bislang wenig bestätigen.

Besserungsversprechen ...

Die "<link http: www.ftd.de it-medien it-telekommunikation :i-phone-fertiger-foxconn-wie-ein-arbeitslager _blank external-link-new-window ftd>undefinedFinancial Times Deutschland" zitiert chinesische Medien, die sich ihrerseits auf eine Untersuchung durch 20 Universitäten aus China, Taiwan und Hongkong berufen. Das Ergebnis bestätigt Befürchtungen, die Zusicherungen des Unternehmens nach der Selbstmordserie unter Beschäftigten vor einigen Monaten (siehe Foxconn beißt in den sauren Apple) hätten vor allem die Wogen der öffentlichen Empörung glätten sollen.

... ohne konkrete Folgen?

Die Wissenschaftler jedenfalls konstatieren auf Grundlage der Antworten von 1.800 Beschäftigten, in den Werken des Hauptzulieferers für Marken von Apple über Dell bis zu Sony herrschten Zustände wie in einem "Arbeitslager". Überstunden, Druck und Stress sind demnach an der Tagesordnung, und auch dass Vorgesetzte ihre Mitarbeiter mit verbaler oder physischer Gewalt zu höherer Leistung und Disziplin trieben, sei kein Einzelfall.

Die im Juni versprochenen Verbesserungen hingegen waren offenbar deutlich schwieriger aufzustöbern. Foxconn-Gründer Terry Gou hatte persönlich verkündet, man arbeite nicht mit ausbeuterischen Methoden und werde zudem Gehälter und Arbeitszeit verbessern; psychologische Betreuung werde helfen, Extremreaktionen wie die Todessprünge der Beschäftigten auszuschließen. Gehaltserhöhungen hat es wohl tatsächlich gegeben, wenngleich unter dem versprochenen Niveau. Auch die Zahl der zulässigen Überstunden wurde von 80 auf 60 pro Monate reduziert.

Lachen verboten

Dennoch gehören dem Bericht zufolge nach wie vor äußerst harte Bedingungen zur Basis des Foxconn'schen Geschäftsmodells. Lachen, Unterhaltungen oder gar eigenmächtiges Herumlaufen werden ungern gesehen, während gleichzeitig zehntausende jugendliche Berufsschüler teilweise ohne Arbeitsverträge in den Betrieben arbeiten.

"Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben"

Foxconn will, wen wundert's, nichts von der Kritik wissen. Weitere Einstellungen und neue Werke würden die Arbeitslast weiter verringern, hieß es am Montag in einer Stellungnahme; auch sei die Bezahlung soeben erst um eine weitere Stufe angehoben worden. Für neue Fabriken in Zentralchina stelle man 200.000 Beschäftigte ein, führte ein Unternehmenssprecher aus. Da viele der Foxconn-Arbeiter aus diesen armen Provinzen stammen, ermögliche man ihnen auf diese Weise ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben.