Siemens Dialog
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26.04.2024, 09:04 Uhr

Geringverdiener und Alleinerziehende besonders belastet

  • 12.05.2011
  • Allgemein

Die Krise hat vor allem ohnehin schon benachteiligte Gesellschaftsgruppen getroffen, lautet eine oft geäußerte Kritik der IG Metall, und die Politik bevorzugt die Starken noch zusätzlich, anstatt den Effekt aufzufangen. Was gern als ideologisch motivierte Behauptung abgetan wird, bestätigt nun eine OECD-Studie.

(Quelle: OECD / zum Vergrößern anklicken)

In ihrer Studie zu den Steuer- und Abgabenbelastungen von ArbeitnehmerInnen (<link http: www.oecd.org document _blank external-link-new-window>undefinedTaxing Wages 2011) konstatiert die <link http: www.oecd.org pages _blank external-link-new-window oecd>undefinedOECD (Organisation for Economic Co-operation and Development / Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die Steuer- und Abgabenlast für Arbeitnehmer in Deutschland sei im Jahr 2010 weiter gesunken - das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist weitaus ausführlicher.

Geringverdiener besonders deutlich über OECD-Schnitt

So liegen die Belastungen mittlerweile zwar insgesamt unter dem Niveau des Jahres 2000, aber trotzdem noch ausnahmslos deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Die Verteilung der Entlastungen bestätigt die Annahme, dass vor allem ohnehin wohlhabende Gruppen bevorzugt werden. Die OECD fasst zusammen: "Auf mittlere Sicht haben vor allem kinderlose Spitzenverdiener von den Entlastungen der vergangenen Jahre profitiert. Für Alleinerziehende, die nur über die Hälfte eines Durchschnittseinkommens verfügen, lagen die Lohnabzüge dagegen in etwa auf dem Niveau des Jahres 2000. [...] Besonders weit über dem OECD-Mittel liegt die Belastung bei alleinstehenden Geringverdienern und Alleinerziehenden."

"Besser reich und kinderlos"

Eine gerechte, solidarische Verteilung kann man das schwerlich nennen, oder, wie die "<link http: www.fr-online.de wirtschaft besser-reich-und-kinderlos index.html _blank external-link-new-window fr>undefinedFrankfurter Rundschau" es im Titel ihrer Meldung zu der Studie ausdrückt: "Besser reich und kinderlos". Konkret bedeutet das beispielweise, dass im vergangenen Jahr die Steuern und Sozialabgaben für einen alleinerziehenden Geringverdiener mit 67 Prozent des Durchschnittsverdiensts¹ und zwei Kindern 29,7 Prozent der Arbeitskosten betrugen und damit 13,9 Prozent über dem OECD-Schnitt liegen; ein Ehepaar mit zwei Kindern und einem Erwerbstätigen mit Durchschnittsverdienst hingegen liegt 'nur' 7,8 Prozent über dem OECD-Schnitt.

Um Missverständnisse zu vermeiden, ist allerdings zu betonen, dass sich die Bevorzugung bereits privilgierter Gruppen nicht auf die absolute Gesamtbelastung, sondern auf die relative Entwicklung der Belastungen im Verhältnis zum Jahr 2000 sowie zum OECD-Durchschnitt bezieht. Unter dem Strich liegen etwa die Belastungen eines Geringverdieners mit Kindern also unter denen eines gut verdienenden Singles - wenigstens das.

¹ durchschnittlicher Jahresbruttoverdienst eines kinderlosen Vollzeitarbeitnehmers in der deutschen Privatwirtschaft, im Jahr 2010 41.750 Euro


Ausführliche Informationen sowie die vollständige OECD-Studie "Taxing Wages 2011" als PDF zum Download gibt es auf den
<link http: www.oecd.org document _blank external-link-new-window oecd>undefinedSeiten der OECD.