... herrscht nach Einschätzung der Betriebsräte an den Nürnberger Siemens-Standorten mit Blick auf die durch Joe Kaeser angekündigten Informationen zur strategischen Ausrichtung. In der Zwischenzeit verdaut man in den Betrieben die Folgen von "Siemens 2014" und hofft auf mehr Freiheit im operativen Geschäft.
Mit "Siemens 2020" an die Öffentlichkeit
Wie in etlichen anderen Standorten wendeten sich auch in Nürnberg dieser Tage Siemens-Betriebsräte und IG Metall an die regionalen Medien, um den aktuellen Stand in den Betrieben darzustellen. Einigkeit herrscht in der Frankenmetropole darüber, dass mit dem Wechsel an der Vorstandsspitze erste Anzeichen der Veränderung zu spüren sind - besipielsweise nach dem vorherigem Zentralisierungsdrang zurück in Richtung Dezentralisierung, wie der Moorenbrunner Betriebsratsvorsitzende Andreas Renz zitiert wird.
Weg von der "Nichtentscheidungskultur"
Von Kaesers neuer Marschrichtung erwartet die Arbeitnehmerseite unter anderem mehr Freiheit vor Ort, wie der zweite Nürnberger IG Metall-Bevollmächtigte Rudi Lutz betont mit Hinweis auf eine verhängnisvolle Tendenz zur "Nichtentscheidungskultur": "Wir erwarten von Kaeser, dass diejenigen die Entscheidungen treffen dürfen, die das operative Geschäft verantworten." Entsprechende Verbesserungen seien zwar angekündigt, berichten die Nürnberger Betriebsräte, aber in der Praxis noch kaum zu spüren.
Obwohl über die Auswirkungen von "Siemens 2014" an den Nürnberger Standorten noch kein abschließender Gesamtüberblick vorhanden ist, rückt das Thema allmählich in den Hintergrund. Dazu trägt wohl auch bei, dass für einen sehr großen Teil der insgesamt mehreren hundert gestrichenen Stellen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden konnten.
"Blanke Wut und Verzweiflung"
Ganz anders sieht das allerdings nach wie vor bei der IC MOL LAS aus, die seit über einem Jahr auf der Verkaufsliste von Siemens steht. Die Betriebsräte berichten von "blanker Wut, Verzweiflung und Nervenzusammenbrüchen" unter den Beschäftigten des Bereichs in Nürnberg, woran auch ein Besuch von Kaeser nichts ändern konnte. Das schwerste ist für viele die Ungewissheit und der bittere Eindruck eines langsamen Dahinsiechens des Betriebs. "Wir nennen es das Siemens-Hospiz", zitieren die "Nürnberger Nachrichten" einen Betriebsrat: "Alles, was hier mal drin war, ist irgendwann gestorben."