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29.04.2024, 00:04 Uhr

Gleichberechtigung? Weit gefehlt!

  • 08.03.2011
  • Allgemein

Am achten März jährt sich zum hundertsten Mal der internationale Frauentag. An Kritikpunkten zur gesellschaftlichen Benachteiligung der Frauen mangelt es bei diesem Anlass bekanntlich nicht. Die Gewerkschaften setzen sich schon immer für eine Verbesserung dieser Situation ein. In ihrem Fokus steht dabei vor allem die massive Benachteiligung am Arbeitsmarkt.

Ein knappes Viertel weniger Geld ...

Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, prangerte anlässlich des 100. Internationalen Frauentages am 8. März am Montag in Frankfurt die praktisch unveränderte Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt an: "Obwohl die heutige Frauengeneration die qualifizierteste ist, verdienen Frauen unverändert weniger als Männer und werden beim beruflichen Aufstieg benachteiligt." Ihr Rückstand auf die Männer beträgt beim Entgelt durchschnittlich 23 Prozent - ein Effekt, der mit dem Berufseinstieg beginnt und sich wie ein roter Faden durch das gesamte Erwerbsleben zieht.

... und im Dilemma zwischen Familie und Beruf

Wetzel kritisierte auch, dass trotz aller Ansichtserklärungen kaum ernsthafte Anstrengungen erkennbar sind, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Zwar haben ab dem Jahr 2013 alle Kinder das Recht auf einen Kindertagesstättenplatz, ernsthafte Anstrengungen zur Umsetzung dieser Vorgabe durch die Politik sind jedoch kaum auszumachen. Das Ergebnis: "Für viele Beschäftigte ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch immer ein schwieriger Spagat. Fehlende Betreuungsmöglichkeiten und mangelnde Arbeitszeitmodelle in den Betrieben stehen der Vereinbarkeit oft im Weg."

Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaft

Die IG Metall setzt sich konsequent für mehr Gleichberechtigung ein - und zwar nicht nur am Frauentag. In der Debatte um eine Frauenquote fordert sie gesetzliche Vorgaben für Vorstände und Aufsichtsräte, wo es in Deutschland besonders desaströs aussieht. Was davon zu halten ist, räumte selbst der ehemalige Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Hans-Olaf Henkel freimütig ein: "Es ist ein Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaft, dass Frauen in den Aufsichtsräten meist von der Arbeitnehmerseite Kommen."

Nicht nachlassen ...

Die Frauen im DGB machen zum 100-jährigen Jubiläum Fortschritte aus, betonten aber auch: "Die aktuelle Situation in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zeigt uns, dass wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen dürfen. Immer mehr Frauen sind gut ausgebildet und berufstätig – das ist richtig. Viel zu oft aber zu niedrigsten Löhnen, in unfreiwilliger Teilzeit, befristet und in Minijobs. Gleichzeitig steigt die Bedeutung der Einkommen der Frauen für ihre Familien ständig, denn Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung betreffen immer mehr auch die Männer."

... für bessere Bedingungen

Als Ziele formulieren sie vor diesem Hintergrund gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Mindestlöhne in allen Branchen, eine Geschlechterquote für Aufsichtsräte von 40 Prozent, mehr Frauen in Führungspositionen und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch bei der Pflege.