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16.05.2024, 20:05 Uhr

Große Defizite

  • 01.07.2008
  • Allgemein

Ende Juni stellte der Deutsche Gewerkschaftsbund zum zweiten Mal seinen Index "Gute Arbeit" vor. Auf Basis der Aussagen von rund 6.800 Beschäftigten stellt er deren Einschätzung ihrer Arbeitsverhältnisse dar. Das Ergebnis fasst der DGB-Vorsitzende Michael Sommer zusammen: "Der aktuelle Indexwert signalisiert große Defizite und ein erhebliches Verbesserungspotenzial."

Gerade einmal 13 Prozent positiv

Nur 13 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland werden von den Beschäftigten als umfassend positiv beschrieben, 55 Prozent liegen im Mittelfeld; fast ein Drittel wird als mangelhaft beschrieben. Die prozentuale Verteilung hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert, da der Anteil guter und mittelmäßiger Arbeit um jeweils einen Prozentpunkt wuchs und der schlechter Arbeit folglich um zwei Prozent sank.

Prekär in jeder Hinsicht

Diese Verbesserung, so Sommer bei der Vorstellung der Ergebnisse (<link http: www.dgb-index-gute-arbeit.de presse pressemitteilungen data statement_sommer.pdf _blank external-link-new-window>undefinedPressemitteilung) weiter, spüren allerdings längst nicht alle Beschäftigten - der der Anteil derjenigen, die in unsicheren Verhältnissen arbeiten, weicht insgesamt stark von den Gesamt-Ergebnissen ab. Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen, laut Index sind das befristete Vollzeitstellen und/oder Zeitarbeit mit einem maximalen Brutto-Monatslohn von 2000 Euro, qualifizieren nicht nur ihr Einkommen und ihre Arbeitsplatzsicherheit als schlecht. Sie nehmen ihre gesamte Arbeitssituation als prekär wahr, also beispielsweise Faktoren wie Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, Sinngehalt der Arbeit und Kollegialität.

Negative Konsequenzen nicht nur für Betroffene

Prekäre Beschäftigung ist, auch das zeigt der Index deutlich auf, keineswegs ein Randphänomen der Arbeitswelt: Nur 47 Prozent der Befragten arbeiten in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis, nicht in Leiharbeit und mit einem Monatsverdienst von mindestens 2.000 Euro brutto. Sommer unterstreicht die negativen Auswirkungen für die ganze Gesellschaft: "Das hat Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche: Wer setzt Kinder in die Welt, wenn der Arbeitsvertrag in ein paar Monaten ausläuft? Wer macht größere Anschaffungen, wenn nicht klar ist, wie lange noch regelmäßig Geld reinkommt? Und wer kann etwas fürs Alter zurücklegen, wenn’s nicht mal für heute und morgen reicht?"

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Der <link http: www.dgb-index-gute-arbeit.de _blank external-link-new-window>DGB-Index "Gute Arbeit" wird seit 2007 als wissenschaflich fundiertes Instrument zur Erfassung der Arbeitsbedingungen aus Beschäftigtensicht eingesetzt. Rund 6.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus allen Regionen, Branchen, Einkommensgruppen und Beschäftigungsverhältnissen werden dazu nach ihrer Sicht auf die Arbeitsgestaltung befragt. Entsprechend ihrem Anteil sind dabei auch geringfügig Beschäftigte, Leiharbeitnehmer und Teilzeitbeschäftigte vertreten.