Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/jugend/normalarbeitsverhaeltnis-auf-dem-rueckzug
28.04.2024, 08:04 Uhr

"Normalarbeitsverhältnis auf dem Rückzug"

  • 27.04.2009
  • Jugend

Eine im März 2009 im Auftrag der IG Metall von TNS Infratest Politikforschung durchgeführte repräsentative Studie belegt, dass Praktika, Leiharbeit, Zeitarbeit und befristete Jobs immer mehr die Arbeitswelt und die Lebenserfahrung von jungen Arbeitnehmern prägen. Die IG Metall warnt angesichts dieses Ergebnisses vor einer fatalen gesellschaftlichen Entwicklung für die junge Generation.

Besondere Betroffenheit von Prekarisierung<br>(zum Vergrößern bitte Anklicken)

Der Zweite IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel fasste die alarmierenden Ergebnisse am Samstag bei der Vorstellung der Studie in Berlin zusammen:  "Das Normalarbeits-verhältnis ist auf dem Rückzug. Über 30 Prozent der Erwerbstätigen unter 35 Jahren arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen. Bei Berufsein-steigern unter 24 Jahren sind sogar vier von zehn in befristeter Beschäftigung."

Trotz ihrer an sich guten Motivation werde die junge Generation durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ausgebremst, erklärte Wetzel. War noch Mitte Februar zu hoffen, dass die aktuelle Krise sich nicht schwerwiegend auf die Ausbildung auswirken werde, zeichnet nun zunehmend eine überproportionale Betroffenheit gerade der Jungen in mehrerlei Hinsicht ab:  Junge Arbeitnehmer verlieren sechsmal häufiger ihren Arbeitsplatz als ältere (über 35), knapp vier von zehn Jungen haben in ihrem bisherigen Berufsleben schon ungewollt den Arbeitsplatz  gewechselt, beinah jeder dritte war mehr als sechs Monate arbeitslos.

Da ist wenig verwunderlich, dass nur ein Viertel der unter 35jährigen glaubt, es werde ihnen einmal besser gehen als den Eltern. Bei deren Generatiojn wiederum ist diese Skepsis noch größer, nur sechs Prozent erwarten eine bessere Zukunft für die nachrückende Jugend.

Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, bezeichnete diese Diagnose als ernüchternd und stellte fest: "Unsere Gesellschaft hat ihren Zukunftsoptimismus verloren. Das ist kein Ausdruck von Wehleidigkeit oder emotionalem Pessimismus, sondern Ergebnis realer gesellschaftlicher Entwicklungen." Die Umfrageergebnisse stufte er als Warnsignal ein - einer der Gründe der IG Metall, die Lebens- und Arbeitsbedingungen junger Beschäftigte auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene zu einem Thema mit oberster Prioriät zu machen.Huber forderte vor diesem Hintergrund zu einer Wende auf: "Es muss Schluss sein mit der Generation Praktikum, Schluss mit der Generation Leiharbeit, Schluss mit der Generation Befristung."