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04.05.2024, 08:05 Uhr

Jugendarbeitslosigkeit: tatsächliches Ausmaß unterschätzt

  • 15.10.2008
  • Jugend

Eine Studie des Bereichs Arbeitsmarktpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund zeigt beunruhigende Aspekte bei der Erfassung der Jugendarbeitslosigkeit auf: Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit spiegelt die Probleme Jugendlicher beim Übergang in den Arbeitsmarkt nicht in vollem Umfang wider.

Die <link http: www.dgb.de themen themen_a_z abisz_doks a arbeitsmarkt_aktuell08_08.pdf _blank external-link-new-window>Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die offiziell von der Bundesagentur für Arbeit verbreitete Arbeitslosenquote Jugendlicher aufgrund der Besonderheiten des deutschen dualen Ausbildungssystems nicht der nach internationalen Maßstäben erfassten tatsächlichen Quote entspricht.

Internationale Statistiken zählen mehr arbeitslose Jugendliche

Zwar erscheine, so die Studie, die Anzahl arbeitslos registrierter Jugendlicher parallel zur Gesamtentwicklung auf dem Arbeitsmarkt immer niedriger - aber: "International vergleichbare Statistiken weisen die Jugenderwerbslosigkeit jedoch für Deutschland zunehmend höher aus." Der Bildungsbericht der Bundesregierung 2008 stellt dazu fest, dass die allgemeine Quote (15 bis 64 Jahre) und die Jugendlicher (15 bis 24) sich seit dem Jahr 2000 auseinander entwickeln; die Jugendarbeitslosenquote liegt nun über der allgemeinen, die Schere zwischen beiden Quoten hat sich bis 2005 geöffnet.

Vorsprung schrumpft

Ein weiteres Indiz dafür, dass die in Deutschland veröffentlichten Zahlen nur einen Teil der Wahrheit abbbilden ist der Rückgang des früheren Vorteils Deutschlands gegenüber Ländern wie etwa Frankreich und Italien. Die deutsche Jugendarbeitslosenquote von näherte sich 2006 dem Durchschnitt der EU-15-Staaten an und lag bereits oberhalb des OECD-Mittels.

Verschiedene Zählmethoden, verschiedene Ergebnisse

Die Ursache der unterschiedlichen Zahlen und Interpretationen weist die Studie verschiedenen Erfassungsverfahren zu. Die internationale Statistik basiert auf Befragungen, bei denen auch die Bewerber für Berufsausbildungsstellen als arbeitslos erfasst werden; die Bundesagentur hingegen erfasst nur aktiv als arbeitslos Gemeldete. Jugendliche auf der - bekanntlich oft vergeblichen - Suche nach einer Ausbildungsstelle werden daher nicht als arbeitslos gezählt.

Offensichtlich wird diese Differenz, wenn man die Zahl arbeitslos gemeldeter deutscher Jugendlichen und unversorgter Bewerber für Ausbildungsstellen zusammenzählt: Dann nämlich nähert man sich den Zahlen der internationalen Statistiken deutlich erkennnbar an.