Siemens Dialog
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04.05.2024, 03:05 Uhr

"Permanent großer Druck"

  • 03.02.2011
  • Operativ

Bei Siemens Energy in Mülheim scheint die Welt in Ordnung, wie an so vielen Standorten ist von der Krise nicht mehr viel zu spüren. Über 4.500 Beschäftigte arbeiten erfolgreich am größten Siemens-Standort in Nordrhein-Westfalen; der Betriebsrat warnt allerdings vor dem Preis dieses Erfolges: Dem Druck auf die Belegschaft.

Im <link http: www.derwesten.de staedte muelheim siemens-betriebsrat-in-muelheim-warnt-vor-ueberforderung-der-mitarbeiter-id4211498.html _blank external-link-new-window derwesten.de>derWesten.deInterview mit der "WAZ" äußerte sich der langjährige Mülheimer Betriebsratsvorsitzende Pietro Bazzoli vergangene Woche über die aktuelle Situation in Mülheim, die so oder ähnlich wohl für viele Siemens-Betriebe gilt. Ihm mache es Spaß, in einem erfolgreichen Unternehmen zu arbeiten, erklärt Bazzoli, sieht aber auch eine Kehrseite: "Allerdings zahlen wir für den Erfolg einen großen Preis. Die Belegschaft ist permanent großem Druck ausgesetzt."

Mehr Einsicht beim Management

Mit Blick auf das Auf und Ab der Personalstärke in den vergangenen Jahren glaubt der Betriebsratsvorsitzende, dass das Management dazu gelernt hat. Ende der neunziger Jahre wurden in Mülheim viele Stellen abgebaut; das führte zu entsprechendem Schwund der Erfahrung im Betrieb, was sich später rächte: "Neue Kollegen müssen eingearbeitet werden, wir haben weder in der Fertigung noch in den Büros kurze Einarbeitungsphasen. Ich glaube, dass das Management immer mehr die Einsicht hat, Erfahrung an Bord zu halten."

Keine Bange vorm Wettbewerb

Herausforderungen für den Energy-Standort sieht Bazzoli zum einen im Ziel sauberer Technologien, zum anderen im weltweiten Wettbewerb. In beiden Bereichen steht und fällt der Erfolg mit der Leistung der Beschäftigten: "Der Standort hat es bisher immer geschafft, durch Prozessverbesserungen und neue Fertigungstechnologien schneller und günstiger zu sein. [...] So lange wir so eine Belegschaft haben, werden wir auch dem Wettbewerb standhalten."

Die im Sommer 2010 geschlossene Standort- und Beschäftigungsgarantie ist in diesem Zusammenhang auch in Bazzolis Augen ein großes Plus, jedoch freilich kein "Persilschein": "Letztlich muss jeder Standort beweisen, dass er wettbewerbsfähig ist." Eine Aufgabe der Interessenvertretung dabei ist es aus seiner Sicht, dem Management auf die Finger zu sehen: "Wir müssen gucken: Was wird in Köpfe und Maschinen investiert? Welche Zukunftssicherung bekommt der Standort?"

Bewusstsein für Wohlergehen der Beschäftigten

Ein weiteres grundsätzliches Ziel für 2011 sind gesunde Beschäftigte. Der Betriebsrat stellt eine Tendenz in der Führungsqualität fest, die ihn besorgt: "Wir haben mittlerweile eine Führung, die Ziele vorgibt und der es egal ist, wie Mitarbeiter diese erreichen. Da müssen wir wieder ein anderes Bewusstsein schaffen. Der Weg, wie der Mitarbeiter zum Ziel kommt, muss auch Führungsaufgabe sein."


<link http: www.derwesten.de staedte muelheim siemens-betriebsrat-in-muelheim-warnt-vor-ueberforderung-der-mitarbeiter-id4211498.html _blank external-link-new-window derwesten.de>derWesten.de» zum vollständigen Interview der "WAZ" mit Pietro Bazzoli