Siemens Dialog
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18.05.2024, 16:05 Uhr

Plus 16,9% bei den Vorstandsbezügen

  • 30.03.2007
  • Allgemein

Die Vorstandsvergütungen der DAX-Unternehmen sind wieder kräftig gestiegen. Gehaltserhöhung für Kleinfeld und Co. – Arbeitnehmer hingegen sollen Maß halten.

Auch Siemens-Chef Klaus Kleinfeld konnte sich 2006 über elf Prozent Gehaltssteigerung freuen. Damit kam er auf 3,63 Millionen Euro. Im Schnitt liegt Siemens in der Liste der Vorstandsgehälter in Deutschland auf Rang 9. Seit 2005 sind die Unternehmen verpflichtet, die Vorstandsgehälter personalisiert auszuweisen.

Spitzenreiter ist übrigens auch dieses Jahr der Vorstandssprecher der Deutschen Bank Josef Ackermann mit insgesamt 13,2 Millionen. Davon ist der bei weitem überwiegende Anteil eine erfolgsabhängige Vergütung. Im Rahmen der verbesserten Konjunktur führten diese variablen Einkommensbestandteile zu den Steigerungen. Durchschnittlich sind die Vorstandsvergütungen zwischen 2005 und 2006 um 16,9 Prozent gestiegen. Das <link http: www.handelsblatt.com news karriere arbeit-geld _pv _p _t ft _b default.aspx dax-chefs-kassieren-ueppige-zulagen.html _blank>Handelsblatt meldete, dass sich die Bezüge der Vorstandsvorsitzenden der 30 Dax-Konzerne in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht haben und damit im Schnitt bei fünf Millionen Euro im Jahr liegen. <link http: www.welt.de wirtschaft article777571 deutsche_dax-manager_verdienen_deutlich_mehr.html _blank>Die Welt erstellte eine Rangliste der Höhe der Vorstandsbezüge.

Zweierlei Maß

Von den Einkommenssteigerungen der Top–Manager kann die normale Belegschaft nur träumen. Denn schon die angemessene Tarifforderung der IG Metall nach einer Lohnerhöhung von 6,5% für die Beschäftigten weckt den Widerspruch der Unternehmer. Trotz gut laufender Geschäfte nutzen Spitzenmanager jede Gelegenheit, um die Arbeitnehmer bei den Tarifverhandlungen zum Maßhalten aufzurufen. Für die eigenen Reihen gilt dieser Appell wohl nicht. Und darauf wiederum reagieren die MitarbeiterInnen empfindlich. Schließlich sind sie es, die dem Unternehmen zu Erfolg und Gewinnen verhelfen. Also fühlen sie sich zurecht ungerecht behandelt, wenn zur Belohnung allein die Chefetage abkassiert. Dabei ist nicht der Lohnunterschied ausschlaggebend, es geht schlicht um Gerechtigkeit, wenn oben und unten mit zweierlei Maß gemessen wird.

Höhere Bezüge plus mehr Absicherungen bei Spitzenmanagern

Zumal sich immer mehr Vorstände doppelt absichern. Die hohen Vorstandsgehälter kann man noch mit dem fehlenden Kündigungsschutz für Spitzenmanager begründen. Doch immer mehr Top-Verdiener sichern sich zusätzlich großzügige Abfindungen, Übergangsgelder, Altersversorgung in Millionenhöhe und selbstverständlich die Weiterzahlung der Vergütung für die restliche Vertragslaufzeit, falls dieser vorzeitig gekündigt wird. Auch die Corporate-Governance-Kommission will ihren Kodex offensichtlich um entsprechende Empfehlungen erweitern, damit diese Zweifachabsicherung in Millionenhöhe nicht zum Standard wird.

Doch zurück zur Minimalabsicherung. Solange die Arbeitgeber in Tarifverhandlungen Lohnsteigerungen für ihre MitarbeiterInnen drücken wollen, müssen sie sich auch gefallen lassen, dass sie heftig kritisiert werden, wenn ihre eigenen Einkommen steigen und steigen - und das über das eigentliche Arbeitsverhältnis hinaus. Eines ist den aktuellen Zahlen deutlich zu entnehmen: Bei den Vorstandslöhnen wird nicht gespart. Selbst, wenn sonst überall gespart wird. Oder wenn man am liebsten am falschen Fleck sparen möchte, nämlich an den Einkommenserhöhungen für alle MitarbeiterInnen. Doch steigende Kaufkraft bei den Beschäftigten, und damit in der Bevölkerung, nutzt beiden Seiten, weil es auch die Konjunktur ankurbelt.