Siemens Dialog
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17.05.2024, 11:05 Uhr

Pro Familie bei Siemens

  • 03.03.2006
  • Allgemein

Seit Februar gibt es eine für die Siemens AG gültige Gesamtbetriebsvereinbarung zur „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Damit bekennt sich Siemens ausdrücklich zu einer familienfreundlichen Firmenpolitik und der Vereinbarkeit der beiden Lebenswelten.

Wegweisend werden in der Betriebsvereinbarung, die zwischen Firmenleitung und Gesamtbetriebsrat abgeschlossen wurde, erstmals alle wichtigen Punkte, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betreffen, zusammengefaßt und die Verpflichtungen von Firmenseite noch einmal deutlich erweitert. Siemens hat damit eine Verpflichtung gegenüber den MitarbeiterInnen festgeschrieben, die Verbindung von Familie und Beruf zu unterstützen.

Demographischer Wandel - neue Lebensmodelle

Schon in der Präambel wird auf den Wandel der Rollenverteilung in der Familie und eine neue Verantwortung des Arbeitgebers eingegangen, die sich aus der „demographischen Entwicklung und einer Arbeitswelt“ ableitet, „in der Eltern zunehmend beide berufstätig oder allein erziehend sind bzw. pflegebedürftige Angehörige zu betreuen haben.“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird somit angesichts der demographischen Entwicklung zu einer entscheidenden Herausforderung für unsere Gesellschaft und damit auch für die Unternehmen. Auch weil die traditionelle Trennung zwischen Berufs- und Familienarbeit heutzutage - insbesondere von jungen, gut ausgebildeten Frauen und Männern - nicht mehr als erstrebenswertes Lebensmodell gesehen wird. Diesen Umständen will Siemens Rechnung tragen und sich damit auch als „attraktiver Arbeitgeber“ bewähren und familiär bedingte Fluktuation vermindern. Letztendlich wird die Tatsache, auch junge Eltern in der Firma zu halten, als Investition in die Zukunft gesehen.

Außerdem ist die Betriebsvereinbarung „Vereinbarkeit von Beruf und Familien im Rahmen von Promoting Diversity (ProDi)“ nicht nur namentlich an das ProDi-Programm angelehnt. „Ein Ziel … ist es, den Anteil von Frauen in Fach- und Führungsfunktionen sowie in den technischen Berufen zu steigern. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie schaffen eine Voraussetzung für die Erreichung dieses Zieles.“

Familienfreundliche Modelle konsequent anwenden

Die Betriebsvereinbarung ist ein wichtiger Schritt, das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Darin werden die bisher schon vorhandenen, aber nicht immer konsequent angewendeten Instrumente und Prinzipien (wie Elternzeit, Teilzeitarbeit, Telearbeit, Angebote zur Kinderbetreuung) nochmals konkret ausformuliert und eingefordert. Das heißt auch für betroffene MitarbeiterInnen, dass familienfreundliche Lösungen in Zukunft leichter einklagbar sein werden, wenn Realität und Anspruch auseinander klaffen sollten. MitarbeiterInnen und auch der Betriebsrat können sich bei Problemfällen konkret auf das Papier berufen. Festgeschrieben sind etwa:

* die Möglichkeit zu beruflicher Weiterentwicklung und Qualifizierung bei Inanspruchnahme von Elternzeit oder Teilzeit

* Arbeitszeitflexibilisierung, um berufliche und familiäre Belange besser vereinbaren zu können, wie Job-Sharing, Sabbatical oder Teilzeit, auch während der Elternzeit

* Möglichkeit zur Telearbeit, um eine bessere Abstimmung von Arbeits- und Betreuungszeiten zu ermöglichen

* Siemens steht Wünschen nach individueller Arbeitszeitgestaltung offen gegenüber - und die Grundsätze zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie finden auch bei Schichtarbeit, Mehrarbeit oder Wochenend- und Nachtarbeit Beachtung.

* Die Führungskräfte werden angehalten, den Kontakt zu den MitarbeiterInnen auch während der Elternzeit aufrecht zu erhalten, um sie über wesentliche Neuerungen wie z.B. Umorganisationen zu informieren oder auch Perspektiven für den Wiedereinstieg zu klären.

Uta Brenner vom Gesamtbetriebsrat betont, dass vor allem auch die in der Praxis so relevanten Fragen nah der Arbeitszeit in der Vereinbarung nicht ausgeklammert werden. „Wichtig war uns deshalb festzuschreiben, dass alle Arbeitszeitmodelle – z.B. auch Schichtarbeit und Rufbereitschaft – auf ihre Verträglichkeit für Kollegen und Kolleginnen mit Erziehungs- oder Pflegeaufgaben geprüft werden. Und dass Beschäftigte, die wegen Elternschaft ihre Arbeitszeit reduzieren oder Elternzeit in Anspruch nehmen, keinen Karriereknick erfahren dürfen.“

Deshalb ermutigt Siemens berufstätige Paare, die Elternzeit untereinander aufzuteilen, weil die Unterbrechung der Berufstätigkeit dann relativ kurz gehalten und die Fortsetzung der beruflichen Entwicklung reibungsloser gestaltet werden kann.

Appell an die Führungskräfte

Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die Führungskräfte. Denn ob sie für das Thema sensibilisiert werden können, davon hängt letztendlich ab, wie erfolgreich die Vereinbarung umgesetzt werden kann. Der Appell an die Führungskräfte und Personalverantwortlichen zielt auch auf ein generelles Umdenken. Zum Beispiel, dass Familienarbeit – Kindererziehung oder Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger - und die dort erworbenen Kompetenzen eine Bereicherung für die berufliche Funktion darstellen können. Nur wenn auch die Führungskräfte den gesellschaftlichen Wandel erkennen und im Zuge einer zukunftsorientierten Personalentwicklung begleiten, kann das Ziel, Arbeit und Familie wirklich vereinbar zu machen, tatsächlich erreicht werden.

Die Firma geht eine Verpflichtung gegenüber der Belegschaft ein. Und die Beschäftigten mit Beruf und Familie bekommen etwas an die Hand, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, beides bestmöglich unter einen Hut zu bringen. Denn niemand darf im Berufsleben benachteiligt werden, weil er oder sie auch Familienarbeit leistet und Kinder hat.