Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/staubfaenger-in-duesseldorf
13.05.2024, 20:05 Uhr

Staubfänger in Düsseldorf

  • 21.09.2009
  • Allgemein

Mit einer putzigen Mini-Aktion versucht sich die AUB in der Niederlassung Düsseldorf zu profilieren: Ein aktuelles Flugblatt enthält, offenbar mangels anderer Inhalte, einen Lappen zum Staubwischen mit dem Hinweis: "Damit Sie sauber bleiben!" Ob den Urhebern die damit verbundene Selbstironie bewusst ist, wissen vermutlich nur sie selbst.

So richtig viel hat die AUB, das jedenfalls wird mit Blick auf das Flugblatt deutlich, den Beschäftigten wohl nicht mitzuteilen: Der Rückbau der Brücke zum benachbarten NSN-Gebäude beherrscht Seite Eins, Seite Zwei folgt dem Motto "Abschreiben Und Bekanntgeben" und zeigt Auszüge aus einem CHR-Rundschreiben, desweiteren als "großzügige" Beilage besagter Putzlappen - fertig sind die "AUB News". Die einzige wenigstens ansatzweise kritische AUB-Auseinandersetzung mit der betrieblichen und überbetrieblichen Lage beschränkt sich auf drei knappe Sätze zu den Sparmaßnahmen am Standort, aufgrund derer Schrank- und Schreibtischoberflächen nicht mehr abgewischt werden.

Unabhängige Putzkolonne ...

Ansonsten ruft der "sauber bleiben"-Slogan gerade im Zusammenhang mit der AUB unvermeidlich einige Assoziationen hervor, die immerhin einen gewissen Unterhaltungswert bieten - wenn die die "Unabhängigen" schon sonst nichts zu sagen haben: Wollen sie mit der Aktion ihr eigenes Image aufpolieren? Haben sie mit Blick auf die Vergangenheit ein reines Gewissen? Kann man diese Vergangenheit ohne weitere Aufarbeitung einfach so wegwischen, oder ist das womöglich Augenwischerei? Und vor allem: Gibt es wirklich nichts wichtigeres in der Arbeitswelt, als das Abwischen Unsauberer Büromöbel?

... ohne ernsthafte Themen

Deutlich weniger unterhaltsam ist diese Frage: ob es denn aus Sicht der AUB in der NL Düsseldorf sonst keine Themen gibt in einer Zeit, die vielerorts von Auftragseinbrüchen und tröpfchenweisem Stellenabbau geprägt ist. In einer Zeit, in der Siemens die erst vor zwei Jahren aufwändig integrierte SIS mitsamt tausender Beschäftigter ebenso aufwändig wieder organisatorisch abtrennen will, aus Motiven, die nicht für jedermann durchschaubar sind. In einer Zeit, in der sich andere InteressenvertreterInnen mit der drängenden Frage beschäftigen, wie es bei Siemens nach dem Auslaufen der Kurzarbeit mit der Beschäftigungssicherung in der Krise weitergehen soll.

Dass sich die Düsseldorfer AUB zu diesen Themen ausschweigt, erinnert unter dem Strich unangenehm an ihren in den Jahren der Schelsky-Ära verinnerlichten ehernen Grundsatz im Umgang mit der Firmenseite: Bloß keinen Staub aufwirbeln.