Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/nichts-aber-auch-gar-nichts-gegen-das-gesetz
05.05.2024, 01:05 Uhr

"Nichts, aber auch gar nichts gegen das Gesetz"

  • 15.09.2009
  • Allgemein

Der ehemalige AUB-Bundesvorsitzende Wilhelm Schelsky äußert sich erstmals seit Beginn seiner Haftverschonung in einem Interview. Der Tenor wirkt angesichts der erdrückenden Beweismenge, die zu seiner Verurteilung führte, etwas befremdlich. Er stellt sich erneut als unschuldiges Opfer dunkler Machenschaften dar und glaubt: "Das funktioniert nur in Bayern."

"Durchgefüttert": Wilhelm Schelsky

Schelsky wartet seit Anfang Juli in seiner Villa an der Ostsee auf das Ergebnis seiner Revision gegen die Entscheidung des Nürnberger Landgerichtes, das ihn im November 2008 wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Untreue zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt hat.

"Gerne agiert"

In einem <link http: www.ostsee-zeitung.de lokal _blank external-link-new-window>Ostsee-ZeitungExklusiv-Interview mit der regionalen Ostsee-Zeitung gibt sich der frühere Machtmensch und Fädenzieher - "ich war einer, der gerne agiert hat" - gekränkt durch die erzwungene Passivität: "Ich habe keine der Aufgaben mehr, die ich vor meiner Verhaftung hatte. [...] ich darf essen, trinken, schlafen. Ich kann kein Geld verdienen, meine Firmenanteile sind gepfändet. Ich darf mich bei meinem Gemeindeamt melden und Sozialhilfe beantragen, was ich bisher nicht getan habe, sondern meine Frau und meine Kinder füttern mich durch."

Säße Schelsky bei diesen Worten nicht in einer großzügigen Villa in einem beliebten Urlaubsgebiet, möchte man schier in Mitleid ausbrechen. Hungern allerdings, da darf man wohl beruhigt sein, muss er trotz allem immer noch nicht. Die mit Blick auf seine Steuerschulden erfolgte Pfändung seines Vermögens scheint ihm dennoch ganz besonders ungerecht: "Mein Leben ist verkauft worden, ohne dass es ein Urteil gibt."

Nur zu schnell gefahren?

Die Beweise für seine zwielichtigen Aktivitäten, die zur Verurteilung geführt haben, die Schockwellen, die bei Aufdeckung seiner AUB-Umtriebe durch Siemens liefen - all das wischt Schelsky als haltlos hinweg. Eines Unrechts ist er sich nach eigener Aussage jedenfalls nicht bewusst: "Sie werden in Greifswald, in Franken oder irgendwo in Deutschland keinen Menschen finden, der ihnen sagt: Ich habe den Schelsky erlebt, wie er was Illegales getan hat - außer zu schnell Auto fahren."

"Konstrukt der Vorwürfe"

Vor diesem Hintergrund kann er sich auch "einfach nicht vorstellen", dass er nach dem Revisionsverfahren Bundesgerichtshof noch einmal ins Gefängnis muss, um die restlichen gut zwei Jahre seiner Haft abzusitzen. In seiner Vorstellung spielt dabei offenbar eine wesentliche Rolle, dass dieses Verfahren in Karlsruhe stattfindet: "Es würde bei mir Fassungslosigkeit auslösen, wenn auch außerhalb Bayerns dieses Konstrukt der Vorwürfe erhalten bleiben würde. [...] Und es kann eigentlich nicht sein, dass ein Mensch für zweieinhalb Jahre im Gefängnis verschwindet, der der Auffassung sein durfte, nichts, aber auch gar nichts gegen das Gesetz getan zu haben. Das funktioniert nur in Bayern."


Das vollständige Interview Wilhelm Schelskys mit der Ostsee-Zeitung finden Sie <link http: www.ostsee-zeitung.de lokal _blank external-link-new-window>Ostsee-Zeitunghier auf deren Internet-Seiten.